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- Pubblicato Lunedì, 21 Febbraio 2011 17:52
La Cucina Italiana - "Italien erleben und
genießen"
Eine Kochzeitschrift mit besonderem Profil
La celebre rivista culinaria, dal 2006 tradotta anche in tedesco, affronta con originalità tutto ciò che è legato all'amore per la gastronomia italiana: non solo piatti appetitosi per ogni occasione, ma anche portrait di famosi chefs, consigli per decorare la tavola, dossier su prodotti di stagione e ricette dei lettori, entusiasmando sia italiani che tedeschi.
Ernesto Haase, Amateurkoch und Slow Food Mitglied
Im Sommer 2005 kaufte ich am Bahnhof in München die (damals nur in Italienisch erhältliche) Zeitschrift "La Cucina Italiana". Das Titelbild war grausig, die Druckfarben schrecklich, die Bilder - milde ausgedrückt - altmodisch. Der Preis war nach der langen Reise von Milano nach München mit Hilfe eines kleinen Aufklebers von 4,00 auf 8,00 € angestiegen, aber ich kaufte das Heft trotzdem – weil mich alles interessiert, was mit italienischer Küche zu tun hat. Ich fand ein gutes Porträt von Thomas Haselwanter, dem Unterwirt von Gufidaun/Gudon in der Nähe von Klausen/Chiusa d'Isarco, dessen Name aus ersichtlichen Gründen zu Kaselwanter mutiert war.
Ein ausführliches Feature über Landschaft und Küche von Maratea weckte starke Urlaubssehnsüchte. Was mich aber am meisten reizte, war ein Rezept für eine „Tatin" salata di pomodoro, eine gestürzte Tomatentarte. Da die originale französische Tarte Tatin mit Äpfeln eine der wenigen süßen Kuchen ist, die ich gerne esse, warum nicht salzig und mit Tomaten? Das Rezept wurde ein voller Erfolg!
2006 bemerkte ich, dass nun deutsche Ausgaben erschienen. Ich kaufte die Zeitschrift gelegentlich und war immer sehr angetan. Vergangenes Jahr bekam ich ein Abo geschenkt und damit wurde ich endgültig zum Fan dieser Zwei-Monats-Zeitschrift. Das Erscheinungsbild ist viel attraktiver geworden, ohne die Identität zu verändern; die Fotos sind appetitanregend und der Druck ist sehr ordentlich.
Der Schwerpunkt liegt bei den Rezepten, klar gegliedert nach dem Schema: Antipasti caldi & freddi, Primi piatti, Pesci e crostacei, Verdure e contorni, Secondi piatti, Dolci e torte. Dazu gruppieren sich immer dreigängige Menus unter den Mottos „Schnelle Küche", „Das leichte Menu" sowie Weinempfehlungen, Brotbäckerei und vor allem eine hervorragende „Kochschule".
Es gehört schon beträchtlicher Mut dazu, dem deutschen Leser den Umgang mit den hierzulande eher verächtlich beurteilten Stücken des Quinto Quarto und dazu der Innereien nahe zu bringen. Die Küche mit Querrippen und Bauchfleisch von Kalb und Rind, Herz und Bries sowie Nieren vom Kalb, Ochsenschwanz und Rinderbacken wird dem Leser von „La Cucina Italiana“ präzise erklärt und nahe gelegt. Das begeistert mich, denn der INTERVenti-Leser weiß, welche Rolle diese Teile auch in meiner Küche spielen. Von den 30-Minuten-Zwängen der Fernseh-Starköche zum dauernden Filet verführt, geht das Wissen um die Geschmackserlebnisse verloren, die bei richtiger, der Struktur des „minderwertigen" Fleischs entsprechenden Zubereitung möglich sind. Anstelle teurer Teile aus Quälfleisch der miserablen Massentierhaltung zu kaufen, sollte man sich wieder darauf besinnen, dass ein artgerecht aufgezogenes Tier keine unedlen Teile hat. Und dafür macht sich „La Cucina Italiana“ stark – das gefällt mir!
In jedem Heft gibt es ein jahreszeitlich orientiertes Thema des Monats, zuletzt „Rezepte zum Aufwärmen" – wenn man an kalten Tagen bei Tisch die Wärme in leckeren Rezepten sucht. Besonders gefiel mir vergangenes Jahr zu Ostern ein Sechs-Gänge-Menu nach Pellegrino Artusi. Es spricht ja Bände, dass einer der wichtigsten Stifter nationaler Identität des Bel Paese aus der Küche kam! Wer je in die Romagna kommt, sollte in Forlimpopoli die 2007 errichtete „Casa Artusi" besuchen, ein lebendiges Küchenmuseum der italienischen Hausmannskost.
In jedem Heft werden große italienische Köche mit Rezepten vorgestellt, zuletzt Massimo Spigaroli und seine Familie aus Polesine Parmense, die zu den Erzeugern des Culatello di Zibello gehört, oder, man höre und staune, Oliver Glowig aus Düsseldorf im Ristorante Oliva auf Anacapri. Heinz Beck ist nicht alleine in Italien! Was schlägt Massimo Camia von der Locanda nel borgo antico in Barolo vor? Kalbsbäckchen in Barolo! Herrlich die „zuppa di pesce del mar nella pietra ollare" von Claudio Pasquarelli an der Ponente Küste. Im Unterschied zu den sonstigen Heftrezepten spielt in diesen Artikeln natürlich die „Tellerarchitektur" eine größere Rolle als es zuhause zumutbar oder praktikabel ist. Der oder die am heimischen Herd Tätige sieht darüber ohne Neid hinweg, ist man doch immer dankbar, dass die Fotos auf den Rezeptseiten so ehrlich und natürlich daherkommen, dass sie zum Nachkochen ohne Frust animieren.
Außerdem gibt es ja auch regelmäßig eine Seite „Leser kochen". Da fabriziert zum Beispiel Papa Luca aus Viareggio mit seiner neunjährigen Tochter Alice einen Auflauf mit Tintenfischen und Oliven. Aufgepasst, deutsche Väter am Herd: Tintenfische haben keine Gräten!
Der Teil „Italien erleben und genießen" in jedem Heft ist immer interessant. In den jüngsten sechs Ausgaben wurden Lucca, Ferrara, die Cinque Terre, Bellano am Comersee, Cagliari. Oropa und Biella, oder die Lagune von Grado besucht. Die Artikel unterscheiden sich stark von denen deutscher Hochglanzkochmagazine. Es gibt viel mehr detaillierte Information über die lokale Küche und ihre Protagonisten und bis zu vierzig, natürlich eher kleine, aber informative Fotos, die den Wunsch nach eigenem Besuch wecken. Hier kommt eine kleine Kritik. Wie man an der Liste sieht, konzentriert sich die Auswahl etwas zu stark auf den Norden des Bel Paese.
Am Ende des Hefts steht die Rubrik „La Bocca della Verità". Die Kritik an unserem System, in dem die Nahrungsmittelindustrie in schamloser Profitgier und ohne Rücksicht auf eine nachhaltige Landwirtschaft den Konsumenten verdummt und den Bauer ausbeutet, fällt in der Cucina Italiana deutlicher aus als bei Slow Food. Zusammen mit dem ebenso deutlichen Editorial der beiden Chefredakteure Stefan Hermes und Gregor Schäfer bilden „La Bocca della Verità" und das Editorial eine Klammer um den Inhalt. Der bekennt sich klar zu einer guten, sauberen Küche, die in der italienischen Tradition steht, und doch das Neue nicht ablehnt, solange es nicht bloß modische Tendenz ist, sondern eine Konzentration auf das Wesentliche darstellt.