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Esperanto ist nicht tot

Die Sprache als Brücke einer internationalen Gemeinschaft

L’esperanto fa parte – per molti – delle cosiddette “lingue morte”. Eppure in tutto il mondo ci sono persone di nazionalità diverse che ne fanno uso per comprendersi. Per essi questa lingua non rappresenta solo una possibilità di comunicazione ma la base per una rete e una comunità sociale.

Kirsten Ossoinig

Esperanto ist nicht nur eine Sprache, sondern ein Netzwerk. Der Germeringer Karl Breuninger bedauert es ein bisschen, dass viele Menschen die Sprache zwar interessant finden würden, „aber mehr auch nicht“. Ihm selbst hätten die Esperantokenntnisse sehr viele nette Bekanntschaften gebracht.

Seit 1970 beherrscht Breuninger die „Plansprache“. Der 62-Jährige hat damit angefangen, als er sich als junger Mann zur Verfügung gestellt hat, Texte für Esperanto-Lehrkassetten zu sprechen. „Viele behaupten, Esperanto sei eine tote Sprache, aber sie lebt seit 120 Jahren“, sagt der Germeringer. Zirka drei bis sieben Millionen Menschen weltweit können sich laut Breuninger so verständigen. Und mit der gemeinsamen Kommunikation mit einer Zunge fallen nicht nur die Sprachbarrieren. Es gibt den so genannten Reisepassdienst. In diesem Büchlein sind Personen verschiedener Nationen erfasst, die alle Esperanto können.

Durchreisende finden dadurch im jeweiligen Land Ansprechpartner, nötige Informationen und meistens sogar eine kostenlose Unterkunft. „Bei uns in Germering übernachten im Jahr fünf bis zehn Mal Esperantisten“, sagt Karl Breuninger. Die Nationen der Besucher in den vergangenen zehn Jahren hat er in einer Übersicht zusammengestellt. Aus allen Teilen der Welt sind sie nach Germering gekommen. Wie Mikaelo Bronstein, ein russischer Barde, der vor einiger Zeit im Münchner Eine-Welt-Haus ein Konzert gegeben hat. Und das natürlich auf Esperanto. Bronstein spricht neben der Plansprache Russisch, Ukrainisch und Jiddisch. Er übersetzt seine Liedtexte nicht, sondern schreibt sie in der jeweiligen Sprache.

Esperanto spricht der Sänger aus Sankt Petersburg seit er zwölf Jahre alt ist. Damals hat er in einem Ort in der Ukraine gelebt, „in dem in jedem Haus eine andere Sprache gesprochen wurde“. Russen, Ukrainer, Polen, Juden und Deutsche seien dort unter anderem angesiedelt gewesen. Ein Lehrer im ortsansässigen Jugendhaus hat Bronstein nahe gelegt, Esperanto zu lernen.

 

„Toll“ findet es Karl Breuninger, wenn er zu „Esperantisten“-Kongressen mit Teilnehmern aus aller Welt kommt, „und sich gleich verständigen kann“. Außerdem ginge bei übersetzten Texten aus anderen Sprachen immer etwas verloren. „Und das passiert bei Schriftstücken auf Esperanto nicht.“ Und es gebe keine Hemmungen, wie wenn man sich zum Beispiel mit einem Briten in dessen Muttersprache unterhalten soll. „Wenn zwei Menschen unterschiedlicher Nationalität miteinander auf Englisch radebrechen, geht das ganz gut.“ Wenn die Unterhaltung in der Muttersprache eines der Gesprächspartner stattfindet, würden aber oft Komplexe auftreten. Auch das passiere mit Esperanto nicht. „Dabei ist jeder auf dem gleichen Niveau“, sagt Karl Breuninger. Ungefähr einen Monat Sprachunterricht braucht man laut dem Germeringer, um „einen Small Talk auf Esperanto führen zu können“. Es gebe auch nur 16 grammatikalische Regeln und der Wortschatz komme größtenteils aus romanischen Sprachen. Breuningers Keller beherbergt eine der größten Esperanto-Bibliotheken Bayerns. Dort findet man zirka 1500 Bücher. Und zwar sowohl Wörterbücher und Nachschlagewerke, wie auch die Bibel, Dante Alighieris „Die Göttliche Komödie“, George Simenons Krimireihe „Maigret“ und den „Struwwelpeter“ – alles auf Esperanto.

Alle „Esperantisten“ haben ein „Mitspracherecht“ wenn es um Wortneuschöpfungen geht: „Es musste beispielsweise ein Wort für Computer gefunden werden“, sagt Karl Breuninger. Da habe es eine lange Diskussion gegeben, „bis man sich auf „komputilo“ geeinigt hatte“. Wobei „komput“ vom Esperanto-Wort für „rechnen“ kommt. Die Endung „-ilo“ bedeutet „Werkzeug“.

 

Laute Musik schallt aus der CD-Anlage der Gröbenzeller Familie Maul-Propadovic. Ausgelassen tanzen die achtjährige Milena und die fünfjährigen Zwillinge Suna und Dalila zu den Klängen. Die Stimme gehört dem Lieblingssänger der Mädchen. Er singt auf Esperanto. Als Betti Maul-Propadovic ihre Kinder bittet, die Musik leiser zu stellen, tut sie das in der gleichen Sprache. Zu Hause wird in der Gröbenzeller Familie nämlich fast nur Esperanto gesprochen. Betti Maul-Propadovic ist mit der Sprache aufgewachsen. Ihr Vater habe mit 16 Jahren Esperanto gelernt, gebe eine Zeitschrift heraus und schreibe Bücher, sagt sie. „Das Gefühl, dass mit Esperanto die Welt kleiner wird“, ist für sie immer gegenwärtig gewesen. Außerdem stecke der Gedanke dahinter, mit der ganzen Welt Brüderschaft und Frieden zu haben.

 

Die Esperantisten verschiedener Nationalitäten können sich nicht nur problemlos unterhalten. Wie schon Karl Breuninger hat auch Betti Maul-Propadovic die Erfahrung gemacht, dass sie weltweit eine Gemeinschaft bilden. Mit dem Reisepassdienst kann man bei völlig Fremden übernachten. Im Sommer 2006 hatte Familie Maul-Propadovic Besuch aus aller Herren Länder: „Bei 34 Personen haben wir aufgehört zu zählen“, sagt Betti Maul-Propadovic. Aus Kanada, der Schweiz, Belgien, Ungarn, Frankreich, der Ukraine, Korea, Serbien und Dänemark waren unter anderem Esperantisten in Gröbenzell zu Gast. Bei diesen Treffen rede man ganz viel über unterschiedliche Kulturen und manche wollen auch Persönliches erfahren. „Faszinierend“ sei für viele, „dass unsere Kinder Esperanto sprechen“, so Maul-Propadovic. Und ihre Töchter hätten umgekehrt keine Berührungsängste: „Wenn sie hören, dass jemand Esperanto spricht, sitzen sie in fünf Minuten bei ihm auf dem Schoß.“ Darüber hinaus würden die Mädchen die Erfahrung machen, dass, ganz egal, wie fremdländisch jemand aussehe, man ganz toll mit ihm sprechen und spielen könne.

 

Das sprachliche Hauptaugenmerk richtet Betti Maul-Propadovic bei ihren Kindern aber auf Deutsch und auf Serbisch, die Muttersprache des Vaters. Die Mädchen sprechen fließend Deutsch, nur „das Serbische kommt im Moment etwas zu kurz“. Die kleine Milena sagt „ich bin mit Deutsch umwickelt“, nämlich in der Schule und mit ihren Freundinnen. Da viele von denen ebenfalls mehrsprachig aufwachsen würden, sei es für sie nichts Besonderes, dass im Hause Maul-Propadovic Esperanto gesprochen werde. „Eine Freundin von mir möchte das jetzt auch lernen“, sagt Milena. Die Achtjährige bezeichnet ihre Mutter als „Sprachenexpertin“. Denn Betti Maul-Propadovic hat Serbisch und Finnisch studiert und spricht auch noch englisch und ungarisch. Trotz der Sprachenvielfalt ist ihr Esperanto zusätzlich sehr wichtig. „Die meisten der Sprachen, die ich kann, sind eher exotisch“, mit Esperanto könne sie mit mehr Menschen reden.

 

Esperanto ist eine Plansprache. Vor 120 Jahren wurde sie von Ludwig Lazarus Zamenhof erfunden. „Zamenhof lebte 1887 in einem Dorf in Polen“, erzählt Karl Breuninger. Die Menschen hätten dort „damals quasi in Ghettos gelebt“, zu den Bewohnern zählten unter anderem Polen, Juden und Weißrussen. Zamenhofs Idee ist es laut Breuninger gewesen, eine Sprache mit wenigen Regeln zu kreieren, „die Europäisches vereinigt“. Lauscht man den Esperanto-Klängen, kann man die Wortwurzeln der romanischen Sprachen hören, aus denen Esperanto zusammengesetzt ist. Für neue Worte der Sprache gibt es „transkontinental Linguisten, die sich damit befassen“, sagt Breuninger. Es gebe auch einen Esperanto-Duden. Der werde alle paar Jahre neu aufgelegt.

 

Allgemeine und italienische Informationen zum Thema Esperanto gibt es im Internet:

www.esperanto.net

2007-4 pg 18

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