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- Categoria: Cultura italiana a Monaco
- Pubblicato Martedì, 12 Luglio 2011 21:52
Transparenz
Giovanna Valli in der Ausstellung der Biennale in Venedig: "Der italienische Pavillon in der Welt - 150 Jahre Unità d'Italia"
Giovanna Valli è una dei cinque artisti di Monaco invitati ad esporre al padiglione italiano della Biennale di Venezia in occasione dell’anniversario dei 150 anni dell’Unità d'Italia. La dott.sa Monica Poalas, addetto culturale dell'Ufficio Europeo dei Brevetti di Monaco di Baviera, ci presenta l'esposizione e le originalissime opere di questa artista italiana dalle origini umbre.
München, 5. Juli 2011.
Die Idee, die Kunstbiennale in Venedig anlässlich des 150-jährigen Jubiläums zur nationalen Einheit Italiens weltweit auszudehnen und ihre Grenzen zu öffnen, ist einmalig und wird vielleicht niemals wieder so vorkommen.
Zeitgleich mit der Eröffnung der Biennale wurde eine Auswahl von Kunstwerken der über den Globus verteilten italienischen Künstler in den 86 italienischen Kulturinstituten gezeigt. Und auf der Biennale in Venedig – trotz Frieze, Art Basel, Art Miami und Hongkong Art Fair immer noch einer der bedeutendsten Kunstorte der Welt – werden 86 Filme über die Werke dieser Künstler aus 86 Nationen präsentiert. Dies ist ein grandioses Manifest der Position italienischer Kunst heute in der Welt. Gerade in unserer Zeit, in der die Weltordnung sich in einer komplizierten Umbruchsphase befindet, und viele Werte, die die Grundlage unseres humanitären Miteinander bilden, wie Rohre im Wind schwanken, ist eine solche Demonstration der Macht und der Kraft künstlerischer Ausdrucksformen bedeutsam und wichtig. Sind es doch gerade die Künstler, die zu allen Zeiten und in allen Situationen gewissermaßen die Seismographen unserer gesellschaftlichen Befindlichkeit und unseres gesellschaftlichen Standortes sind und deren wichtigste Aufgabe es ist und immer sein wird,
Schwingungen, Strömungen, Realitäten, aufzugreifen, die den einzelnen Menschen wie auch uns als Gesellschaft, betreffen, bewegen, verstören oder erregen.
Genau dies ist auch der Impetus der Künstlerin Giovanna Valli, eine von fünf Künstlern, deren Werke in der Ausstellung im Italienischen Kulturinstitut in München bis zum 31. Augst gezeigt werden. Ihr geht es bei ihrem Werk um Transparenz: Transparenz des Individuums wie auch der Gesellschaft.
Giovanna Valli bedient sich in ihren Arbeiten folgerichtig eines transparenten Materials, der recyclebaren Flaschen aus Polyethylen, die zu Zigtausenden in der Welt, mit Wasser oder anderen Getränken gefüllt, verkauft werden. Ebenso arbeitet sie mit PVC, Ultraphan und Spiegelfolie. Wie ein roter Faden zieht sich dieser Kunststoff durch die Arbeiten der Künstlerin. Die Ambivalenz dieses Materials faszinierte sie: Einerseits ist es mit seiner Transparenz, seiner Leichtigkeit und seiner ästhetischen Qualität für sie das ideale Material für ihr ideelles Anliegen und gleichzeitig ist es für sie die Basis neuer Ausdrucksformen und eröffnet ihr die Möglichkeit, mit der dritten Dimension zu experimentieren. Andererseits überzieht dieses Material durch seine Unausrottbarkeit unseren Planeten als Müll mit unvorstellbaren Ausmaßen und ist durchaus kritisch zu sehen. Beiden Aspekten gibt sie in ihrem Werk Raum.
In der Ausstellung ist sie mit fünf Arbeiten vertreten: zwei Bodenskulpturen mit dazugehörigen Videos, drei Wandinstallationen und einem Video.
In der Bodenskulptur mit dem Titel „Secrets“ geht es um die Fragilität von Geheimnissen oder um die Verletzung der Privatsphäre. Sie besteht aus 40 dreidimensionalen Zeichnungen auf Fragmenten aus Polyethylen, die in transparenten Plexiglasschüben aufeinandergetürmt sind und die Fragilität von Geheimnissen verdeutlichen. Zu sehen sind darauf die Physiognomien von Personen, die die Idee des bewachten, archivierten und kontrollierten Individuums repräsentieren. Eben jenes gläsernen Menschen, der heute fast jeder von uns schon ist, mit den archivierten Geheimnissen, den gesammelten Daten in den Verwaltungen, Krankenhäusern, Gefängnissen, im Internet, und so weiter. Wir selbst müssen heutzutage immer wieder feststellen, wie oft unsere Privatsphäre verletzt wird, sei es unsere persönliche oder die medizinische und wie oft unsere Daten missbraucht werden. Das dazugehörige Video verdeutlicht diesen Gedanken und ist mit einer Musik unterlegt, die Unsicherheit und Gefahr assoziiert.
Die zweite Bodenskulptur mit dem Titel 1513 zeigt genau 1513 miniaturhafte Figuren, die auf ein nur fünf Zentimeter hohes Ultraphanband gezeichnet sind, das 120 Zentimeter lang ist, aufgerollt und wiederum in durchsichtigen Behältnissen zu sehen. Es handelt sich um Menschen in Alltagsituationen auf der Straße, beim Sport, beim Fußball, musizierend, vor dem Arbeitsamt, aber auch das Vorhandensein von Krieg und religiöse Konflikten. Durch die Aufrollung überlagern sich die Menschen, verlieren ihre Individualität und gehen optisch in einer vielfältigen Masse auf. Ungeheuer symbolträchtig, wie Valli hier mit dem Material spielt: die plastische Transparenz, die sich quasi selbst dematerialisiert, ins Nichts auflöst… Auf dem dazugehörigen animierten satirischen Video sind einige Szenen unterlegt mit Musik von ihrem Sohn Giorgio Volkert und der Künstlerin selbst.
In einer ihrer neuesten zweiteiligen Wandinstallation ohne Titel überlagern sich 300 übereinander gelegte dreidimensionale auf Polyethylen gezeichnete Gesichter. Mit Spiegelfolie unterlegt, reflektieren sie sich, es ergeben sich Verzerrungen und eine ganz eigene Ästhetik glänzender Transparenz. Formal zusammengehalten werden sie durch jeweils eine auf den Untergrund projizierte Silhouette eines Baumes, auf den sie montiert sind. Die Silhouette des Baumes soll neben dem ökologischen Gedanken auch den Gedanken an die unsichere Zukunft unserer Welt wachhalten. Im Vorbeigehen entsteht durch die aleatorischen Effekte die Illusion von Bewegung.
Die dritte Wandarbeit ist eine Ansammlung transparenter Wasserflaschen, die in ihrem Inneren auf Folie gezeichnete menschliche Figuren beherbergen. Eine Anspielung darauf, dass der menschliche Körper zu 75 Prozent aus Wasser besteht? Assoziationen zu Flaschenpost, die in unbekannten Welten anlandet, werden geweckt.
In ihrem Video „La terzera Imagine", hören wir die Kraft und den Ton des Windes wie Musik .Der Wind umspielt eine vier mal acht Meter große Polyethylenfolie und vermittelt Bilder luzider Schönheit. Der Film entstand im Haus der Künstlerin in Narni und die Außenaufnahmen im mittelalterlichen Fort des berüchtigten Inquisitors des Kardinal Albornoz.
Giovanna Valli hat eine bemerkenswerte, ziemlich singuläre Position innerhalb der zeitgenössischen Kunstszene erobert: Ihre Kunst ist luzide, humorvoll und gedankenschwer zugleich. Sie bedient sich eines sehr zeitgenössischen, ambivalenten Materials, dem in unserer Gesellschaft ein negatives Image anhaftet, des Kunststoffs, der in ihren Händen eine unvermutete ästhetische Qualität entwickelt. Mit ihrer Kunst gibt sie Zeugnis von den vielen Irritationen dieser unserer Welt.