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Categoria: Turismo
Pubblicato Sabato, 11 Dicembre 2010 16:29

Zur Geschichte Venezias

Uwe G. Fabritzek

Die Ursprünge

Archäologische Funde beweisen eine sehr frühe Besiedlung der Lagune und ihres Hinterlandes. Statuen, Bronzen und Keramiken zeugen vom Handel mit Etruskern, Arabern, Griechen und anderen bereits in paläovenetischer Zeit. Be der Bevölkerung ist zwischen den Bewohnern des Festlandes und denen der Lagunengebiete zu unterscheiden. Die Paläoveneter besiedelten die Region des heutigen Trentin, des Gardasees und Veronas bereits 1500 Jahre bevor Eneter (Veneter) aus dem kleinasiatischen Paflagonien (dem Gebiet um Troja) ca. 1900 v. Chr. bis zu den euganeischen Hügeln, den Hochebenen von Asiago und Asolo vordrangen. Herodot (484 - 425 v. Chr.) und andere gaben bereits früh Zeugnis von dieser Entwicklung.

Unter den Römern wurde dieses Gebiet zur „X Regio Venetia et Histria“. Die Veneter unterstützten Rom unter anderem im Kampf gegen Hannibal. Wichtige Strassen wurden gebaut, so die „Via Postumia“, die „Via Annia“ oder die „Via Claudia Augusta Altinate“. In der langen Zeit der Pax Romana wurden zahlreiche Städte gegründet, darunter Verona, Padova, Este, Adria (Namensgeber der Adria!), Treviso, Udine, Oderzo. Auch Equilus, heute Jesolo, gehört dazu und weist wie Cavallino auf deren Bedeutung für die Pferdezucht hin.

Die stärker werdende Bedrohung Roms durch euroasiatische Völker, Markomannen, später Langobarden (mit dem „langen Bart“), die Hunnen unter Attila sowie Byzanz unter Narsete, einem früheren Eunuchen, hatten zur Folge, dass das Festland zunehmend der Kontrolle Roms entglitt, während in der Lagune eine eigenständige Entwicklung einsetzte, die letztlich unter dem Namen „Venezia“ Weltgeltung erlangen sollte.

Gründung und Aufstieg

Das „offizielle“ Gründungsdatum Venezias, der 25. März 421, ist historisch nicht belegt. Unabhängig von der daraus abgeleiteten „göttlichen Weihe“ ist die Entstehung Venezias Ergebnis eines langen Entwicklungsprozesses. Die Lagune war bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt, primitive Häuser, „casoni“, schilfgedeckt, mit kleinen Fenstern sind im Trentin, Verona und in der Lagune nachweisbar. Die letzten dieser „casoni“ wurden 1930 abgerissen.

In der Lagune entwickelte sich eine eigenständige Gemeinschaft, die von Jagd, Fischfang und Salzgewinnung lebte. Sie setzte sich aus einer Vielzahl von Stämmen und Nationen zusammen. Ihre heute noch existierende Sprache, das „venexian“, ist eine Mischung aus Altgriechisch, Altfranzösisch und Latein, versetzt mit vielen anderen Idiomen.

Der Zuzug auf die Lagune verstärkte sich mit zunehmender Bedrohung auf dem Festland durch fremde Eroberer. So zogen die Bewohner von Concordia nach Crepule (Caorle), von Altino auf die Insel Torcello, die der euganeischen Hügel nach Chioggia und Pellestrina. Die Migration verstärkte die dortige Bevölkerung ebenso wie deren Wunsch nach Unabhängigkeit.

Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den jeweiligen Patriarchen-Sitzen wider: Der erste Bischof Eliodor residierte 581 in Altino, Paolo I. im Jahre 635 auf Torcello, 775 wurde Obelario der erste Bischof auf Olivolo, im heutigen Castello.

Die entscheidende Gründungsphase Venezias begann in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts: Nach dem Verlust der „X Regio“ und heftigen Kämpfen zwischen Langobarden und Byzantinern wurden zahlreiche neue Siedlungen in der Lagune gegründet. Der venezianische Historiker Jacopo Filasi unterschied erstmals für die Zeit nach 568 zwischen den „veneti primi“ (erste Veneter) , den Bewohnern des Festlands und den „veneti secondi“ (zweite Veneter) oder „marittimi“ (auch „venetici“ nach dem griechischen „venetikoi“) den Bewohnern der Lagune, die eigentliche „Keimzelle“ Venezias.

Ihr erster Herzog, italienisch „duca“, venezianisch „doge“, Paoluccio Anafesto, wurde im Jahre 697 unter dem Vorsitz des Erzbischofs von Grado von den so genannten „apostolischen“ Familien gewählt. Die „Cronaca Alitinate“ benennt als deren Mitglieder: Die Badoer, Barozzi, Contarini, Dandolo, Falier, Gradenigo, Memmo, Michiel, Morosini, Polani, Sanudo und Tiepolo.

Mit der Wahl dieses ersten von insgesamt 120 Dogen begann die „Erfolgsgeschichte Venezias“, auch wenn das politische System noch lange nicht stabil war. 717 führten innere Zwistigkeiten zur Ermordung des ersten Dogen, 727 auch der des Nachfolgers Orso Ipato. Danach regierten so genannte „maestri dei militi“, nach deren letzten, Giovanni Fabriciaco, wurde 742 wieder ein Doge gewählt: Teodato (Deusdedit) Ipato, unter dem der Dogensitz nach Malamocco auf dem Lido verlegt wurde.

Das Jahr 810 bestimmt den Aufstieg Venezias: Doge Obelerio Antenorio verlegte wegen der Bedrohung durch Pippin seinen Sitz von Malamocco unter dem Namen „Civita Rivoalti“ nach Rivoalto (Rialto), das Hauptsitz des gesamten Staates wurde.

Mit dem Sieg über Pippin, den Sohn Karls des Grossen, der bereits Chioggia eingenommen hatte, bewies Venezia auch erstmals seine Überlegenheit auf dem Wasser: Der Kampf wurde zum Debakel für die fränkische Flotte, die bei Ebbe auf Grund gelaufen war. Mit ihren kiellosen Booten hatten die Venezianer dann leichtes Spiel. Es wird berichtet, dass das Blut der Franken das Wasser der Lagune rot färbte und dem „Canale di orfeo“ - Kanal der Waisen - so seinen Namen gab.

Venezia musste zwar fortan jährlich 36 „libbre d’argento“ an den Hof von Pavia, Sitz des fränkischen Königreichs, „Tribut“ bezahlen, das bedeutete aber auch eine erstmalige Bestätigung der Unabhängigkeit Venezias!

Der Sieg über Pippin war der Sieg des Strebens der Venezianer nach Unabhängigkeit über das Streben der Franken nach Feudalherrschaft. Der Kampf hatte die Bevölkerung zusammengeschweißt und mit dem Baubeginn des Dogenpalastes 812 war Venezia für seine glorreiche Zukunft gerüstet.

Damit stand dem kometengleichen Aufstieg Venezias nichts mehr im Wege.

Die innenpolitische Stabilisierung

Die Verlegung des Machtzentrums nach Rialto im 810 (bis 1173 ohne Brücke!) war der Abschluss auch der innenpolitischen Stabilisierung. Mit der demokratischen Wahl eines „Dogen“ war eine Form gefunden, die trotz mannigfacher Veränderungen für die nächsten eintausend Jahre die Grundlage des Regierungssystems bildete.

Im Jahre 812 erfolgte die Einrichtung der „Prokuratoren von San Marco“. 976 wurde die Generalversammlung („concione“) proklamiert. Eine grundlegende Reform der Dogenwahl, die bis 1797 bestand, erfolgte 1268. Mit der „serrata“ von 1297 wurde das „Goldene Buch“ mit den Namen der Familien, die Regierungsämter ausüben durften, geschlossen. Der mächtige „Rat der Zehn“ („Consiglio dei Dieci“, später „Signoria“ genannt) wurde 1310 als Reaktion auf die Verschwörung des Bajamonte Tiepolo begründet. Seit etwa dem 14. Jahrhundert gab es unter dem Dogen vier Ratskörper: Den Rat der Zehn, den Rat der Vierzig (Quarantia), den Grossen Rat und die Generalversammlung. Zu keiner Zeit gab es eine geschriebene Verfassung oder eine oberste Gerichtsinstanz.

Alle wurden wie der Doge gewählt - erst vom Volk, später vom Großen Rat. Seit 1297 konnten nur Mitglieder des „Goldenen Buches“ gewählt werden. Die Amtszeiten waren kurz, meist ein halbes oder ein ganzes Jahr, manche Gremien noch kürzer. Die Wahl musste unter Strafandrohung angenommen werden, Diäten gab es nicht. Die Kontrollen waren streng, die Strafen für Verfehlungen hart. Der Doge wurde auf Lebenszeit gewählt, seine Rechte zunehmend beschnitten, bis er nur noch oberster Repräsentant war. Nach seinem Tod wurde seine Geschäftsführung kontrolliert, im Falle von Verfehlungen wurden seine Erben belangt.

Das straff gegliederte und auch wegen der überschaubaren Größe der Stadt transparente System gilt als sehr effizient. Zu den Besonderheiten gehört, dass es weder ständige Streitkräfte noch Parteien oder Zünfte gab - und über die gesamte Geschichte seit dem 9. Jahrhundert keine inneren Unruhen.

Im Jahre 829 wurde mit San Marco ein neuer Schutzheilige gekürt. Seine Gebeine waren von den Kaufleuten Bono und Rustico aus dem ägyptischen Alessandria nach Venezia geschmuggelt wurden. Die enorme identitätsstiftende und -bildende Funktion dieses neuen (nach San Teodoro) Schutzheiligen ist für die weitere Geschichte Venezias kaum zu überschätzen. Der geflügelte Löwe als Wappentier beherrscht bis heute in vielfältigen Formen das Stadtbild.

Die zahlreichen prächtigen Feste und Umzüge, die die Stadt berühmt machten, hatten ebenfalls einen stark integrierenden Charakter. Das älteste war das der „Vermählung des Dogen mit dem Meer“ und hatte die mystische Verbindung Venezias mit dem Meer zum Gegenstand. Seit 1180 wurde die „Fiera della sensa“ auf der Piazza San Marco gefeiert, jeweils am Tag der Auferstehung. Später kamen viele weitere Festlichkeiten und Umzüge hinzu, so das der Redentore (1577) und der Salute-Kirche (1630): Aufwändige Feierlichkeiten zur Einweihung der neuen Kirchen nach Pestepidemien. Zudem gab es viele weitere Festlichkeiten, die oft den Charakter von Schau- und oder Stierkämpfen hatten. Die „scuole“, eine besondere venezianische Einrichtung (von denen es über achtzig gab), die sich primär sozialen Aufgaben widmeten, führten ebenfalls zahlreiche Festveranstaltungen durch.

 

Die Entwicklung der Außenpolitik

Mit der inneren Stabilisierung ging die Anerkennung von außen einher: Nach Pippin bestätigte 840 ein Vertrag mit König Lothar Integrität, Territorium, Grenzen und freien Handel Venezias. 856 folgte die Anerkennung durch Ludwig III. und 967 durch Otto I..

Die außenpolitische Chronologie ist eine Erfolgsgeschichte der besonderen Art:

- Im Jahre 1000 wird Doge Orseolo II. auch zum „Dogen von Dalmatien“ gewählt, im Jahre 1094 zusätzlich zum „Dogen von Kroatien“.

- 1177 schließen Barbarossa und Papst Alexander III. in Venezia Frieden.

- Seit 1099 nimmt Venezia an den Kreuzzügen teil, erobert dabei große Teile der griechischen Inseln und Küstenstädte.

- 1204 erobert die venezianische Flotte unter dem Dogen Enrico Dandolo Byzanz, die einst mächtige Schutzmacht, plündert und zerstört das „Zweite Rom“. Unter der Beute: Die vier Bronzepferde aus dem Hippodrom, wahrscheinlich griechischen Ursprungs, die seither den Dogenpalast zieren. Das ehemalige Byzanz bleibt bis 1259 venezianisch, geht dann an die Griechen verloren.

- Im 14. Jahrhundert erfolgt die nicht unumstrittene Ausweitung auf die Terraferma“, das Festland. In rascher Folge werden unter anderem Feltre, Belluno, Ferrara, Verona, Vicenza, Treviso und Padova erobert. Im Bündnis mit Florenz und Savoyen 1425 gegen Herzog Visconti von Mailand werden Brescia und Bergamo eingenommen. 1439 kommt es zu der legendären Meisterleistung venezianischer Ingenieurskunst, bei der 31 Schiffe von gigantischen Ochsenzügen von Rovereto an das Nordufer des Gardasees über 27 Kilometer gebirgiger Strecke zum Entsatz von Brescia transportiert wurden! 1445 werden Rimini, Ancona, Ravenna, Pavia venezianisch.

- Der „Hundertjährige Krieg“ mit Genua geht mit dem hartumkämpften Sieg der Venezianer bei Chioggia am 21. Juni 1380 (ein weiterer Nationaltag) zu Ende und wird 1381 mit einem Friedensvertrag besiegelt.

Seit Beginn des 15. Jahrhunderts erwuchs mit den heranstürmenden Türken eine neue Gefahr - nicht nur für Venezia, sondern für das gesamte Abend- und Morgenland. In zahlreichen Kämpfen zur See und auf dem Land erstritten die Venezianer zwar viele Siege, konnten aber letztlich das Vordringen der Türken nicht verhindern. Auch der gefeierte Sieg bei Lepanto am 7. Oktober 1571, der wohl größten je im Mittelmeer geschlagenen Schlacht, war letztlich nur ein gewonnener in Kampf in einem verlorenen Krieg.

Das seit dem 11. Jahrhundert venezianische Kreta (venezianisch „candia“) war von 1644 bis 1669 erbittert umkämpft. Dieser Krieg hatte Venezia zusammen mit den Pestepidemien so geschwächt, dass es sich gezwungen sah, ab 1664 neue Familien gegen Bezahlung in das „Goldene Buch“ aufzunehmen.

1658 waren die Türken bis Dalmatien vorgedrungen, einst venezianisches Stammland, und 1683 kämpfte Venezia bei der Verteidigung Wiens mit.

Die Expansionspolitik der Serenissima war immer Instrument ihrer Handelspolitik. Priorität hatte der wirtschaftliche Vorteil und wo es notwendig erschien, wurden befestigte Außenposten errichtet und mit einem „bailo“ oder „podestà“ besetzt. Hauptinteresse war stets der Handel, der auch in unruhigen Zeiten mit dem „Feind“ betrieben wurde. Die Fähigkeit über geografische wie kulturelle Grenzen hinweg Handel zu treiben war die Stärke und das Rückgrat der venezianischen Wirtschaft. Bereits im 15. Jahrhundert war der Staatshaushalt Venezias höher als der der ungleich größeren Staaten England und Frankreich.

Mit dem durch den Handel erwirtschafteten Wohlstand konnte die Lagunenmetropole äußerst kostbar und aufwändig ausgestattet werden. Die Stadt und ihre Bürger waren so vermögend, dass bereits seit dem 14. Jahrhundert „Anti-Luxus-Gesetze“ erlassen wurden, in denen unter anderen geregelt wurde, welcher Schmuck, welche Kleidung getragen werden durfte. Seither tragen auch die früher aufwändig geschmückten Gondeln ihr schlichtes „schwarzes Kleid“.

Das 17. und 18. Jahrhundert: Wandel der Welt und Venezias und das Ende der Serenissima

Das Vordringen der Türken hatte das europäische Machtgefüge bereits seit dem 15. Jahrhundert verändert, während die Entdeckung Amerikas 1492 den Beginn der „Neuzeit“ mit damals unabsehbaren weltpolitischen Veränderungen nach sich zog.

Europa brachte dies den Aufstieg der „europäischen Seemächte“, den späteren Kolonialmächten. Venezia war davon zunächst nur indirekt betroffen, da sich die Handelsrouten nur allmählich änderten.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts entschied sich Venezia für eine Politik der „bewaffneten Neutralität“ - so im Krieg zwischen Österreich und Frankreich 1700 um Spanien und 1741 beim Krieg zwischen Deutschland und Österreich. Folgenreich sollte die Entscheidung für eine „unbewaffnete Neutralität“ sein, wie 1793 beim Krieg Englands, der Niederlande und Spaniens gegen Frankreich.

Innenpolitisch stand das 16. und 17. Jahrhundert unter dem Zeichen von Katastrophen: Feuersbrünste 1514 am Rialto, 1533 im Arsenale, 1574 im Dogenpalast. Dazu schwere Überschwemmungen 1550 und 1574 und - vor allem - die Pestepidemien von 1575 und 1630. Allein die Pest von 1630 forderte 93.661 Opfer - über zwei Drittel der gesamten Bevölkerung!

Venezia war somit erstmalig in seiner Geschichte im 18. Jahrhundert nicht mehr in der Lage, Sich militärisch zu verteidigen.. Der Beschuss des französischen Schiffes „Liberateur d’Italie“(!) in der Lagune am 20. April 1797 war der provozierte „casus belli“ für Napoleons Ultimatum vom 1. Mai 1797 an die Serenissima. In seiner letzten Sitzung am 12. Mai löste sich das „Maggior Consiglio“ unter Protesten der Bevölkerung auf. Ludovico Manin, der letzte venezianische Doge, verließ am 15. Mai seinen Amtssitz und am 16. Mai 1797 betraten französische Truppen venezianischen Boden.

Damit war die Ära der ruhmreichen „miraculosissima serenissima Venezia“ beendet - ein neues, unschönes Kapitel der venezianischen Geschichte sollte beginnen.

Am 29. Juni besetzten französische Truppen das venezianische Korfu, Österreich okkupierte am 1. Juli Zara sowie Dalmatien und Istrien: Die Beute wurde verteilt.

Im Frieden von Campoformio am 17. Oktober 1797 trat Napoleon Venezia und das Veneto an Österreich ab - nicht ohne Venezia unzähliger Kunstschätze beraubt zu haben - darunter die Bronzepferde vom Dogenpalast. Österreich trat freudig das Erbe an, hatte es längst ein gieriges Auge auf Venezia und seinen Hafen geworfen. Nicht genug damit: Von 1806 bis 1814 fiel Venezia wieder an Frankreich, um dann bis 1866 wieder österreichisch zu werden. Der heldenhafte Aufstand der Venezianer unter Daniele Manin und Nicolò Tommaseo 1848/49 blieb erfolglos.

Venezia erlitt neben zügellosen Raubzügen auch gravierende Zerstörungen durch die Besatzer. Über 40 Kirchen und Klöster wurden aufgelöst und zerstört, neue Strassen unter Abriss historischer Bausubstanz gebaut, zahlreiche Kanäle zugeschüttet und damit das ökologische Gleichgewicht nachhaltig gestört. Die Österreicher setzten diese Politik fort, auch wenn sie das Vorhaben, alle Kanäle für den Autoverkehr (!) zuzuschütten, nicht mehr durchführen konnten.

Am 19. Oktober 1866 marschierten Truppen des neuen Königreichs Italien in Venezia ein. Das „Abschiedsgeschenk“ der Österreicher war die Bombardierung Venezias im ersten Weltkrieg - ein weiterer barbarischer Akt der Zerstörung.

Mit dem Bau der petrochemischen Anlagen und eines Industriehafens 1917 in Marghera, im sensibelsten Bereich der Lagune, wurden bis heute unübersehbare ökologische Schäden verursacht. Mit dem Bau der Eisenbahnbrücke 1846 und der Autobrücke, die am 25. April 1933 eröffnet wurde, hatte endgültig das „moderne Zeitalter“ für Venezia begonnen - auch dies nur um den Preis weiterer Zerstörungen der historischen Bausubstanz.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, während dessen in Venezia fast 300.000 Menschen Zuflucht gefunden hatten, begann das jüngste Kapitel der Leidensgeschichte Venezias: Die Degradierung der einstigen Serenissima zur Jahrmarktattraktion für Touristen aus aller Herren Länder. Venezia, die wunderreichste, die Bezwingerin der Meere dient seither vor allem der Belustigung und dem oberflächlichen Vergnügen.


(2007-2 pag 24)

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