Dettagli
Categoria: L'Italia in Baviera
Pubblicato Mercoledì, 08 Dicembre 2010 10:39

Kaiser, Kult und Casanova
Bayerische Landesausstellung 2010: BAYERN - ITALIE
N

Eine Beziehungsgeschichte von der Antike bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert

Fino al 10 ottobre rimarrà aperta a Füssen e ad Augsburg la grande esposizione culturale 2010: Bayern – Italien organizzata dal Land Bavarese. L’autore ci invita alla visita della manifestazione soffermandosi sugli aspetti più interessanti del rapporto culturale tra i due Paesi.

Ernst Haase

Anna Zanco Prestel hat schon im letzten INTERVenti die beiden Leitfiguren der Bayerischen Landesausstellung
2010 treffend beschrieben. Während die schöne Frauengestalt für mich eher die zeitlose Schönheit unseres Bildes von der italienischen Frau darstellt, erinnert die Physiognomie des grantigen Löwenkopfs sofort an den berühmtesten aller bayerischen Ministerpräsidenten.

Er soll einmal gesagt haben: „Die Italiener kommen mit Verhältnissen zurecht, unter denen die Deutschen längst ausgestorben wären.“ Vielleicht hat er deshalb den Verdienstorden der Republik Italien früher erhalten als den Karl- Valentin-Orden. Aber das gehört mehr zum zweiten Teil der Ausstellung, die in Augsburg unter dem Titel „Sehnsucht, Strand und Dolce Vita“ das neue Bayern und das neue Italien zeigt.
Die Ausstellung in Füssen an der alten Via Claudia, im wunderschönen ehemaligen Benediktinerkloster Sankt Mang, zeigt den Zeitraum von der Antike bis etwa zum ausgehenden 18. Jahrhundert. Weil eine fast 2000-jährige Beziehung auch nicht annähernd voll erfasst werden kann, hat man als Konzept historische Themenbereiche herausgegriffen, die an ausgewählten Personen und Geschichten dargestellt werden. Die getroffene Auswahl an „Darstellern“, wertvollsten Exponaten und die alle Sinne ansprechende Präsentation ist es, was diese Ausstellung so spannend, faszinierend und sehenswert macht.
Es beginnt mit der lebensnahen Darstellung des Legionärs Septimius Impetratus, der als Rekrut der 3. Italienischen
Legion nach Castra Regina (Regensburg) kam und es dort zum Tubist brachte. Der Dichter Venantius Fortunatus schrieb um 565 über eine Reise in die Heimat: „... wenn dann (nach Augsburg) der Weg frei ist und dir nicht der Baier entgegentritt, so ziehe durch die Alpen ...“Über das Mittelalter erfährt der Besucher, wie ein Langobardenkönig sich seiner Braut, der Agilolfingerin Theodolinde zu erkennen gab, indem er die Streitaxt mit gewaltigem Hieb in den Baum schlug; wie der Leichnam eines römischen Märtyrers aus den Katakomben ins Kloster Tegernsee kam und dort das nach ihm benannte, heilsame Quirinsöl vermarktet wurde; wie der italienische Herzog Welf IV erfolgreich durch Heirat an die süddeutschen Besitzungen der Welfen gelangte; aber der 16-jährige Konradin sein Staufererbe in der Schlacht mit Karl von Anjou verlor und dafür samt seinen Gefolgsleuten in Neapel den Kopf hinhalten musste; wie der Wittelsbacher Ludwig der Bayer nach Rom zog und zum ersten deutschen Kaiser wurde, der ohne die Zustimmung des Papstes gekrönt wurde und auf dem Weg nachhause ein Madonnenbild aus Pisa als Gnadenbild für die Gründung des Klosters Ettal mitnahm. Die Kaiserkrone in der Ausstellung ist aber leider nur eine Replik aus Neugablonz.
Dann erreichen wir den wirklich spannenden Teil der Ausstellung zum globalen Handel der damals existierenden Welt, für den die Alpenpässe zu den wichtigsten Verkehrswegen gehörten. Als Protagonist dieser Zeit hat man den Füssener Goldschmied, Schmuck- und Kunsthändler Hans Jakob König gewählt, der in den 1570er Jahren nach Venedig  übersiedelte.
Sowohl die Gonzaga und Medici als auch Kaiser Rudolf II. gehörten zu seinen Kunden; ein prachtvolles Porträt, zugeschrieben Paolo Caliari, gen. Veronese, drückt gleichermaßen seinen Reichtum und sein Selbstbewusstsein aus. Die Art der Waren, die Rolle der großen Handelsfamilien, die Abwicklung der Geschäfte z. B. im berühmten Fondaco dei Tedeschi am Rialto in Venedig, das Finanz- und das strapaziöse, riskante und teure Transportwesen durch die Rottfuhrleute werden anschaulichst und eindrucksvoll dargestellt.
Die nächsten Episoden drehen sich um den Austausch von Kunst und Wissenschaft zu dieser Zeit. Das Spiel der Laute wurde am ausgehenden Mittelalter überall in Europa Mode, doch nur in und um Füssen, begründet von der Familie Tieffenbrucker, war die Herstellung des Instruments wirklich bedeutend. In einigen italienischen Städten beherrschten die Allgäuer Lautenbauer die Branche völlig.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts verlor zwar die Laute in der Musik an Bedeutung, aber der Bau der jetzt führenden Violine wurde in Cremona von den Amati und Co. mit der Füssener Lautentechnik veredelt.Einen besonders passenden Rahmen finden die vielfältigen Werke der Humanisten Regiomontanus, Celtis und Peutinger, die alle drei auf längeren Reisen nach Italien wesentliche Anstöße für ihre Bemühungen zur Verbreitung der humanistischen Kultur in Bayern bezogen. Ihre Schaffensgebiete Astronomie und Mathematik, Dichtung und Bildungspolitik und die humanistische Erforschung des römischen Augsburg werden mit prachtvollen Ausstellungsstücken belegt – im 1. Stock der herrlichen Bibliothek des Klosters.

Um 1600 begannen im Zeichen der Gegenreformation und besonders ausgelöst durch den streng katholischen Kurfürsten Maximilian religiöse Einflüsse aus Italien in Bayern wirksam zu werden. Der Kurfürst rief die Kapuziner nach München, wo sie ihr erstes Kloster gründeten. Ihr Oberhaupt war der Hl. Laurentius von Brindisi, der für Maximilian nicht nur bei Kaiser Rudolf II in Prag politisch tät

ig wurde, sondern auch eine religiös geprägte Freundschaft mit ihm hatte. Die Kapuziner wurden sehr beliebt durch Volksnähe und tätige Nächstenliebe.
In die gleiche Zeit fällt auch die Episode der Stiftung einer Loreto- Kapelle durch den Rosenheimer Kaufmann Georg Schaur, der dies auf einer Reise nach Italien gelobte. Weitere Loreto-Kapellen wurden gebaut und entwickelten sich zu beliebten Wallfahrtsorten.
Nach dem 30-jährigen Krieg begann in Bayern eine friedliche Zeit unter dem Kurfürsten Ferdinand Maria, mit dessen junger Frau Henrietta Maria Adelaide aus Turin italienischer Stil in das noch strenge Hofzeremoniell einzog. Zunächst wurde die französisch orientierte Cousine Ludwigs XIV noch zurückgehalten durch einen pingeligen Hofkammerpräsidenten, der sich über die Ausgaben für Limonen und Pomeranzen aufregte und eine gestrenge Habsburger Schwiegermutter; doch nach dem Sturz des ersteren und dem Ableben der zweiten, vor allem aber nach der Geburt eines Thronfolgers konnte Henriette Adelaide ihre Vorstellungen vom italienischen Barockdurchsetzen. So verdanken wir dem Ende ihrer Kinderlosigkeit die Theatinerkirche in München als Gelübde des Königspaares für einen Thronfolger. Wir belächeln heute vielleicht als Prunksucht Extravaganzen wie den Nachbau des venezianischen Bucintoro auf dem Starnberger See, doch geschah dies vor allem unter dem Aspekt der
Ansprüche absolutistischer Herrschaft und einer neuen Stellung Bayerns unter den europäischen Höfen, vor allem im Spannungsfeld zwischen Habsburg und den Bourbonen. Gegen das Ende der Ausstellung wird das Kloster St. Mang selbst zur großartigen Ausstellung mit seinem Kaisersaal, dessen herrliches Deckenfresko von dem „stiftkempischen Hofund Cabinetsmahler“ Franz Georg Hermann von 1720 bis 1722 ausgeführt wurde. Auch er hatte seine Ausbildung acht Jahre lang in Rom empfangen, zur gleichen Zeit wie die Gebrüder Asam; der Füssener Festsaal ist eines der Glanzbeispiele des barocken Kulturtransfers zwischen Italien und Bayern.
Schließlich ist noch ein Raum Benedikt von Norcia gewidmet, denn das Kloster Sankt Mang, das etwa 840 gegründet wurde, geht in seiner jetzigen Ausführung auf das frühe 18. Jahrhundert zurück. Das Deckengemälde des Kapitelsaals ist dem mustergültigen Lebenswandel von Benedikt gewidmet, sodass die Mönche im wahrsten Sinne des Wortes zu Ihrem italienischen Vorbild aufschauen konnten.


(2010-3 pag 26)

Joomla Plugin
Cookies make it easier for us to provide you with our services. With the usage of our services you permit us to use cookies.
More information Ok Decline