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Caffè - Kaffee - Coffee

Ein ewiges Missverständnis

Mentre l’italiano lo preferisce „espresso“, il tedesco gusta il “Kaffee” al tavolo, con una fetta di torta. Eppure in sempre più case tedesche fanno la loro figura macchinette per fare il caffè espresso, magari come le mitiche “La Pavoni”.

Ernesto Haase – Amateurkoch und Slow Food Anhänger

Bekanntlich heißt der Caffè auf deutsch Espresso und der Espresso auf italienisch Caffè. Aber das stimmt ja doch nicht, denn dieser deutsche Espresso ist bestenfalls ein Caffè Lungo. Deshalb bestelle ich in unbekanntem Terrain grundsätzlich einen Ristretto, um vielleicht einen Caffè zu bekommen.

Um das Maß voll zu machen, ist „il bar“ ein Café, aber eine Bar eine Einrichtung, die erst aufmacht, wenn „il bar“ schon geschlossen hat und in der die Besucher an einem Tresen frühestens „after work“ Alkoholisches zu sich nehmen.

Letztendlich spielt dieser Wirrwarr aber gar keine Rolle, denn die Deutschen bestellen „beim Italiener“ weder Caffè noch Espresso, sondern sowieso nur Cappucino oder Latte Macchiato und das vom frühen Morgen bis zum Abend. Sie decken mit diesen Milchgetränken ihren Flüssigkeitsbedarf.

Mein Kollege Franco S. aus Mailand lehrte mich, einen Ristretto zu bestellen mit der Spezifikation: „Molto ristretto, ma ancora visibile“. Das trieb ich offenbar zu weit, denn eines Tages servierte mir ein grinsender Ober zwei Kaffeebohnen in einer ansonst leeren Tasse. Franco war es auch, der 1972 in Rochester, N.Y. einer amerikanischen Bedienung klar machen wollte, dass er in Mailand die Polizei rufen würde, wenn er dort einen solchen Kaffee bekommen würde. Er wurde nicht verstanden.

Heute ist es möglich, in jeder amerikanischen Großstadt einen durchaus annehmbaren Kaffee oder Espresso zu bekommen. Das verdankt man einem gewissen Mr. Howard Schultz, der später als „der Bill Gates des Kaffees“ bezeichnet wurde. Seine Karriere startete in einer Kneipe im Hafen von Seattle im Jahre 1971, heute ist „Starbucks“ eine Weltmarke. Man kann trefflich darüber streiten, ob ein „Frappuccino Iced Blended Cream Vanilla“ irgendetwas mit Kaffee zu tun hat, aber der gewöhnliche Espresso von Starbucks hat mir in den USA immer geschmeckt, wobei möglicherweise Entzugserscheinungen einerseits und ein unglaublich freundlicher Service andererseits eine Rolle gespielt haben. Inzwischen gibt es sogar die Website www.ihatestarbucks.com, welche ich jedoch ziemlich langweilig finde. Man kann sich nur fragen, ob die Beiträge und Antworten der Starbucks-Mitarbeiter zu gewissen Forum-Kommentaren gesteuert sind oder wirklich nur das sehr hohe Maß an Loyalität zur Firma demonstrieren.

OK, get yourself a “double mint mocha decaf skim latté” next time you travel to the USA.

Man könnte die Kaffeetrinker der drei Länder Italien, Deutschland und USA noch an einem anderen Merkmal unterscheiden: Der Italiener trinkt im Stehen, der Deutsche im Sitzen und der Ami im Laufen...

Aber wer trinkt denn nun den meisten Kaffee auf der Welt? Die Italiener? Die Amerikaner?

Alles weit gefehlt. Es gibt ein klares Nord-Südgefälle beim Kaffeekonsum. Die unbestrittenen Weltmeister sind die nordischen Länder, angeführt von den Finnen mit sage und schreibe 11,38 kg pro Kopf und Jahr, gefolgt von den Norwegern, den Dänen und den Schweden (irgendwo dazwischen haben sich die Belgier geschoben). Ich vermute, wegen der ewigen Dunkelheit und des Mangels an Licht und Sonne braucht man in der Nähe des Nordpols zum Überleben ständig einen Koffein-Kick.

Danach kommen die meisten Mitteleuropäer, Schweizer, Deutsche, Holländer und Österreicher mit einem Verbrauch von 6 –7 kg pro Kopf und Jahr. Erst dann folgen alle Anrainer des Mittelmeers, angeführt von den Italienern mit 5,64 kg, auf den Plätzen 10 – 15. Die anderen mediterranen Länder liegen bei gut 4 bis 5,5 kg.

Auch die Amerikaner kommen mit ihrem Gesöff noch auf einen Verbrauch von 4,2 kg, was sie wegen der Größe der Bevölkerung mit zum größten Markt der Welt macht. Ähnliches gilt für Japan, welches es bei einem bescheidenen Pro-Kopfverbrauch von 3,2 kg immerhin zum drittgrößten Markt nach Deutschland bringt. Nur die Britischen Inseln und Irland retten Japan vom letzten Platz.

Sehr gering ist die Menge des Kaffees, die in seinem ursprünglichen Herkunftsland Yemen heute noch angebaut wird. Die Holländer und Portugiesen haben dort vor Jahrhunderten Pflanzen geklaut und in ihren Kolonien angebaut, etwa um die Zeit, als die Türken vor Wien auftauchten und außer dem Kaffee nichts Gutes im Sinn hatten.

So kam der Arabica nach Brasilien, und die Hafenstadt Mocha am Roten Meer besteht nur noch aus ein paar armseligen Ruinen, die vom Sande zugeweht werden. Sic transit gloria mundi. (Die zweite Pleite, nachdem die Schifffahrt den Yemeniten die Profite aus dem Weihrauchhandel verdorben hatte). Deshalb ist Kaffee im Yemen kostbar und nur für wohlhabende Männer bestimmt. Die Frauen dürfen sich aus den Schalen der Bohnen ein dünnes Gebräu namens Kishr aufkochen, das sie bei ihren geselligen Zusammenkünften trinken. Unvergleichlich für meinen Geschmack ist die arabische Sitte, eine Prise Cardamom in den Kaffee nach türkischer Art zu geben.

 

Die Werbung der Elektro-Industrie in Deutschland suggeriert zusammen mit den Schaufenstern entsprechender Geschäfte, Espressomaschinen mit einem Preis von über 1000 Euro seien die dringendste Anschaffung deutscher Haushalte.

Aber Brigitte Woman, (Kompetenz für Faltenkosmetik) hat vor kurzem festgestellt, dass sich da ein sehr starkes Süd-Nord-Gefälle auftut. Italienischer Lifestyle hat sich offenbar noch nicht bis in die Bundesländer des Muckefucks und Blümchenkaffees herumgesprochen.

Brigitte Woman will aber ausgemacht haben, dass man aus dem Typ und der Marke der Espressomaschine Rückschlüsse auf den männlichen Inhaber ziehen kann: Sage mir, welche Espressomaschine in deiner Küche faucht, zischt und brodelt und Mann, ich sage dir, wer du bist. Leider wurde das Versprechen nicht eingelöst, die Typologie wurde nicht dargestellt. Zu gerne hätte ich gewusst, wo das weibliche Geschlecht mich mit La Pavoni einordnet.

La Pavoni benimmt sich manchmal wie eine Diva, aber ich schätze an ihr natürlich auch die Sicherheit, denn in der Gebrauchsanweisung steht:

„Der Unterfuß wurde durch eine spezielle Schraube an der Maschine verbindet, um Erbrechen an die elektrische Teile zu vermeiden.“

Das „Kaffee-Profil“ des Autors: Zwei bis vier Tassen Espresso am Tag. Deutschen Kaffee trinke ich nur in äußerster Bedrängnis bei Einladungen zu Kaffee und Kuchen am Nachmittag; ich mag das schon deshalb nicht, weil es den Appetit auf das Abendessen verdirbt. Merkt der Leser, warum in Deutschland abends so häufig nur belegte Brote gegessen werden?

 

(2006-4 pg 38)

 

 

 


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