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Categoria: Gastronomia
Pubblicato Venerdì, 03 Dicembre 2010 17:59

Zu viel, zu fett, zu süß

Was sich in deutschen Mägen im Laufe des Tages alles ansammelt

Da tempo ormai i tedeschi soffrono di obesità. Ne sono responsabili soprattutto il fast food ed i cibi ricchi di grassi. Il motto dello slow food “buono, pulito e giusto” è il primo passo verso un’alimentazione sana.


Ernesto Haase – Amateurkoch und Slow Food Anhänger

„Gesünder Essen“ ist, wörtlich genommen, noch lange nicht in „aller Munde“. Es ist ein weiter Weg von der Erkenntnis, dass es gut wäre bis zur Initiative, die Ernährung umzustellen. Nachgeholfen wird kräftig: Die Bundesregierung legt ein Programm auf, mit dem das Übergewicht besonders bei Kindern bekämpft werden soll. Dann „helfen“ vor allem noch jene, die ein Geschäft wittern.Zusätzlich zu den täglichen Kochsendungen im Fernsehen vergeht kein Tag, an dem nicht auch noch eine Sendung mit guten Ratschlägen zur gesunden Ernährung läuft. Keine Zeitung, keine Zeitschrift, die nicht mit einem Schwerpunkt-Thema dazu erscheint. Außerdem schätze ich, dass jede Woche ein neues Buch erscheint, mit dem ein/e Autor/in auf den anfahrenden Zug der gesunden Ernährung aufspringen möchte, um auf diesem Wege abzusahnen.
Warum nehmen denn die Deutschen zahlenmäßig ab, aber das Gesamtgewicht der Nation steigt immer weiter an?

 

Angefangen hat es mit der Währungsreform und dem Speck der 50er Jahre: Endlich wieder etwas zu essen! Die „Fresswelle“ dauerte bis in die 70er Jahre, bis man schließlich erkannte, dass die Hosen und Röcke wirklich nicht mehr passten. Schon in den 70ern ist jeder zweite westdeutsche Bundesbürger zu fett, Diäten kommen und gehen und bewirken nichts außer Umsatz für die Anbieter. Die deutschen Eßgewohnheiten sind beeinflusst von soziologischen Veränderungen, konservativen Einstellungen und Reiseerfahrungen. Mittags gibt es Fast Food in der Nähe der Arbeitstätte. Hier etabliert sich die ethnische Küche: Pizza, Dönerbude, Big Mac, Thai Imbiss – leider immer zu fett und dazu gibt es noch pappsüße Softdrinks.

 

Und weil Kinder immer weniger Fleisch zu sich nehmen wollen, essen sie umso mehr Pommes mit Mayo. Es ist ja nicht so, dass ein Big Mac bedenklicher wäre als die urbayrische Leberkässemmel, aber die verdammten Fritten mit Mayo und Ketchup produzieren das Übergewicht unserer Kinder. Der Pressesprecher von McDonald’s verweist natürlich auf das umfangreiche Salatangebot, das aber links liegen bleibt.

Denn: Kinder bestimmen, was gegessen wird.

Sie sind dick geworden, weil sie durch ständiges Nörgeln ihren Willen durchsetzen, was sie essen oder nicht essen wollen. Es ist schon erstaunlich, dass in Deutschland im Vergleich zu Italien oder Frankreich nur wenige Eltern der Meinung sind, Kinder sollten das essen, was auf den Tisch kommt. Das sieht eher nach Stressvermeidung als nach Toleranz aus. Und wer denkt schon daran, dass Kinder als Zielgruppe für die Marketingstrategen so wichtig sind, weil sie hoffen, lebenslange Essgewohnheiten prägen zu können.

Falls es aber das Abendbrot gibt, das im letzten Editorial als stereotyp angesehen wurde, könnte ich den Kindern auch nicht verdenken, dass sie protestieren. Aber stimmt das was da beschrieben wurde auch allgemein? Schon ein Blick in eine deutsche Bäckerei zeigt, dass wir eine Vielfalt von Brot haben wie nirgendwo anders auf der Welt: Wir würgen doch nicht bloß schwerstes Vollkornbrot hinunter.

Die Wirklichkeit des Abendessens ist sehr viel differenzierter. Auch Joggen und nachher bloß einen Magerjogurt gibt es, oder TK-Scampi „beim Italiener“ aus Aquakultur in Bangladesch. Oder am Sonntag Schweinsbraten mit Knödel in der Wirtschaft.

Zumindest was Fast Food am Mittag anbelangt, hätten uns Pizza und Pasta retten können, aber leider ist die mit abscheulichen Zutaten belegte fettige TK-Fertigpizza von Chicago-Dimensionen und die so genannte „Bolognese“ über den Spaghetti auch nur ein degenerierter Industrie-Brei mit viel Geschmacksverstärkern und wenig Nährstoffen.

Wegen der hohen Arbeitslosigkeit und den gesunkenen Realeinkommen hat sich der Lebensmittelmarkt polarisiert. Aldi, Lidl und die Discount-Ableger der Lebensmittelketten bieten Öl in der ¾-Liter Flasche für 1,99 und Wein für 0,99 die Flasche und der Schnäppchenjäger glaubt, es sei tatsächlich Olivenöl und Montepulciano. Seit neuestem reiten die Discounter auf der Biowelle und pervertieren die Idee, indem sie ihre Bio-Produkte Tausende Kilometer durch Europa karren. Geiz bei Lebensmitteln ist aber nicht geil, sondern ungesund und darüber hinaus werden bäuerliche Existenzen ruiniert, die mit ihren regionalen Produkten nicht konkurrenzfähig bleiben. Dabei sagen mehr als die Hälfte der Deutschen, dass sie für das Essen viel Geld ausgeben und dass gesunde Ernährung für sie wichtig sei. Beinahe wie die Italiener, die in der gleichen Umfrage angeben, sie sind sogar stolz darauf, für Lebensmittel viel Geld auszugeben.

Am anderen Ende des deutschen Spektrums des Lebensmittel-Einzelhandels steht aber auch eine wachsende Zahl von Geschäften „für den gehobenen Bedarf“. Es ist schon schlimm bei uns: Es klafft noch immer ein großes Loch zwischen dem Schund der Nahrungsmittelindustrie und den Luxusprodukten für die obersten Zehntausend.

Sich die Mühe machen und Geld ausgeben für ordentliche, gute Produkte, die dem italienischen Slow Food Motto „Buono, Pulito e Giusto“ entsprechen, diese mit Freude zubereiten und mit Genuss essen, dem haftet aber hierzulande ein Odeur von Luxus und Verschwendung an. Genuss hat etwas Lasterhaftes, Ausschweifendes. Manche Leute schütteln den Kopf, wenn ich einen in meinen Augen angemessenen Preis bezahle für Fleisch von Tieren, die artgerecht aufgezogen sind und nicht aus elender Massenhaltung stammen, oder für ein Olivenöl zum Kochen 13 Euro ausgebe, wissend, dass unter 8 Euro niemand ein Olivenöl pressen kann, das diesen Namen verdient.

Ach, wenn wir nur besser essen würden – dann wäre unsere Ernährung ganz von allein gesünder.

 

(2007-3 pg 36)

 

 


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