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Categoria: Cultura
Pubblicato Mercoledì, 24 Novembre 2010 17:07

Ein Raumschiff für die „scuola bavarese“

Viel Kritik für den Neubau der Akademie der Bildenden Künste

Il nuovo edificio destinato ad ospitare una delle accademie più famose del mondo, la Münchner Akademie der Bildenden Künste, risolve il problema di spazio che affliggeva l’istituto da lungo tempo. Ma cosa dire a proposito dell’estetica? La sua funzionalità ripara allo scempio architettonico? Ai posteri l’ardua sentenza…

Jerzy Jurczyk

Für alle, die am Ende des 20. Jahrhunderts durch die Akademiestraße gegangen sind, war Thomas Manns schwungvolle Beschreibung des Gebäudes der Münchner Akademie der Bildenden Künste aus dem Jahre 1901 schwer nachvollziehbar. Der „Buddenbrooks“- Autor sah die äußere Erscheinung der Akademie, die „strahlend ihre weißen Arme zwischen der Türkenstraße und dem Siegestor ausbreitet“, als Sinnbild ihrer internationalen Bedeutung.


In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war sie nämlich – neben Paris – die wichtigste Kunstakademie der Welt. Hundert Jahre später war die einst helle Fassade dieses pompösen, palastartigen Gebäudes von einem dunklen Schmutzfilm überzogen. Das marode Mauerwerk konnte man symbolisch als den Untergang der Akademie interpretieren.


Die „Königliche Akademie der Bildenden Künste“ wurde 1808 durch eine Konstitution, zu deren Verfassern Friedrich Wilhelm Schelling zählte, begründet. Malerei, Grafik, Bildhauerei und Architektur bestimmten von Beginn an das Lehrprogramm. 1886 bezog die Akademie den Neubau, entworfen von Gottfried von Neureuther, im Stil der Neorenaissance. In der Zeit des Historismus war München mit der Akademie die künstlerische Metropole Mitteleuropas. Um die Wende zum 20. Jahrhundert studierten hier Lovis Corinth, Otto Mueller, Giorgio de Chirico, Wassily Kandinsky, Alfred Kubin, Paul Klee und Franz Marc (der Mitbegründer des „Blauen Reiters“ hat die Akademie aber nach einem Jahr wieder verlassen). Sogar Pablo Picasso hatte angeblich die „Qual der Wahl“, weil er sich anfangs schwer entscheiden konnte, ob er in Paris oder an der Isar studieren soll: Die Schwabinger Bohème hat damals keinen schlechteren Ruf gehabt als die vom Montmartre... Mit dem Ersten Weltkrieg büßte die Akademie rasch ihre internationale Bedeutung ein und wurde schließlich in den Dienst der nationalsozialistischen Kunstpolitik gestellt. Der Neureuther-Bau wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt. Nach dem Wiederaufbau wurde 1949 die Kunstgewerbeschule eingegliedert und die Ausbildung für das Lehramt am Gymnasium in das Lehrangebot integriert. In der Nachkriegszeit versuchte die Akademie durch die Berufung von Künstlern wie Georg Meistermann, Ernst Geitlinger, Karl Fred Dahmen oder Günter Fruhtrunk an ihre einstige Bedeutung anzuknüpfen.


Bald wurden Künstler und Architekten aus der Schweiz, Österreich, Dänemark, Frankreich, Italien, Spanien, Griechenland, Großbritannien und den USA zu Professoren berufen. Die Internationalität wird beispielsweise durch die Namen von Robert Jakobsen, Eduardo Paolozzi, Robin Page oder Daniel Spoerri bewiesen. Im Studienjahr 2005/2006 findet man unter den Professoren die Namen von Günther Förg, Nikolaus Gerhart (aktueller Rektor), Albert Hien, Stephan Huber, Magdalena Jetelová, Joseph Kosuth, Gerhard Merz, Olaf Metzel (Ex-Rektor), Sean Scully Sean und Ezio Toffolutti (berühmter Bühnen- und Kostümbildner). Rund 1000 Personen (750 Studenten plus Lehrpersonal) sind durchschnittlich in der Akademie tätig, dessen Gebäude ursprünglich lediglich für 300 Studenten konzipiert wurde. Es herrscht eine akute Raumnot. Um Abhilfe zu schaffen, kam es im Jahre 1992 zur Auslobung eines Wettbewerbs für einen Erweiterungsbau. Das Wiener Büro Coop Himmelb(l)au gewann die Ausschreibung, an der insgesamt 178 Architekturbüros teilnahmen.


Dann herrschte aber erst einmal zehn Jahre Funkstille: Der Freistaat hatte kein Geld. Seit der Rektoratszeit von Professor Ben Willikens (1999 bis 2004) hat sich die Akademie in der Öffentlichkeit neu positioniert. Die neu gegründete “Stiftung Kunstakademie” hat entscheidend dazu beigetragen, dass die Sanierung des maroden alten Akademiegebäudes begonnen wurde. Das Ende der Sanierungsarbeiten erwartet man im Jubiläumsjahr 2008. Inzwischen wurde am 26.Oktober 2005 – nach zwei Jahren Bauzeit – die Fertigstellung des Erweiterungsbaus gefeiert. Unmittelbar eben dem Hauptgebäude der Akademie ist eine spektakuläre, skurrile Architektur mit verschachtelten, schiefen und überhängenden Bauteilen entstanden. Hoffentlich wird somit endgültig Schluss sein mit den Raumproblemen der Akademie und mit jahrzehntelangem Nomadentum der Studierenden und Lehrkräfte. In dem noch fertig zu stellenden Stammhaus und im Erweiterungsbau sollte man endlich, dem Wunsch von Bauherren und Architekten entsprechend, angenehme Arbeitsbedingungen vorfinden. Im Neubau werden die Ateliers und Studienwerkstätten der Bereiche Drucktechniken, Fotografie und Kunststoff, sowie die Verwaltung untergebracht.
In einer kleinen Aula ist Platz für etwa 70 Personen. Der zentrale Innenhof des neuen Gebäudes erstreckt sich in seiner Höhe über alle Geschosse und wird durch eine Dachund Seitenverglasung großzügig erhellt. Als Treffpunkt für Studenten dient ein Terrassencafé.


Der dekonstruktivistische Neubau an der Ecke von Akademie- und Türkenstraße ist zurzeit in München so umstritten wie kein anderer. (Habendie Kritiker das schräge Kinogebäude von Coop Himmelb(l)au in Dresden gesehen?) Nur der berühmte Bildhauer und neue Rektor, Nikolaus Gerhart ist grenzenlos begeistert: „Alt und Neu ergänzen sich bestens. Der Neubau schafft außerdem eine Verbindung zwischen dem Stadtviertel und dem Akademiegarten und er ist selbst ein Kunstkörper, eine sehr gut gelungene Skulptur“. Eines kann man dem Akademie- Neubau mit seiner außergewöhnlichen Konstruktion – den schrägen und überhängenden Bauteilen – nicht absprechen: Er ist alles andere als langweilig. Das „einstürzende Gebäude“ wurde von Wolfgang Jean Stock (SZ vom 25.10.05) als Kraftmeierei bezeichnet: „Weil die Jury unbedingt einen Hingucker auszeichnen wollte, /.../ tritt nun der Neubau zur Akademiestraße hin wie ein modisches Konzerthaus auf, während die Funktionen nur mühsam in die Baukörper gequetscht werden konnten. /.../ Wenn es denn Helden in diesem Architektur- Stück gibt, dann sind es die Statiker.
Doch wozu der ganze Aufwand? /.../ Eine „Funktionsplastik“ wollten Coop Himmelb(l)au schaffen.

Entstanden ist aber ein unübersichtliches, mit Entwurfsfehlern behaftetes Gehäuse. Es gewährt auch keine wirkliche Freiheit zur Aneignung, weil die Architekten alles vorbestimmt haben. Auch deshalb, nicht nur funktional und ökologisch, ist der angeblich zukunftsweisende Neubau ein Gebäude von Gestern.“ Interessante Gedanken über die Signale, die von der Akademiestraße an die Öffentlichkeit geschickt werden macht sich Wolfgang Ullrich im neuen Buch „Faktor X, Zeitgenössische Kunst in München“: „Die dekonstruktivistische Architektur ist so auffällig und gerade in München so ungewöhnlich, dass sie sich stark einprägt – zumal dadurch einmal mehr ein paar Klischees bestätigt werden: Sind die Künstler nicht ein etwas verrücktes Völkchen, das sich nicht einfügen und um jeden Preis anders sein will? /.../ Problematischer als für die Außendarstellung der Akademie dürfte der Erweiterungsbau jedoch für das Binnenklima werden. Nochmals wäre hier das Ideal einer recht verstandenen künstlerischen Freiheit ins Feld zu führen: Ob ein Bau, der sich so eigenwillig in Szene setzt, nicht auch angehende Künstler bereits in dem, was sie denken und machen, ziemlich stark prägt und einschränkt? Bräuchte eine Akademie nicht vielmehr eine dezent dienende Architektur, die keine bestimmte Formengespräche vorgibt, sondern einfach Freiräume schafft?“

(2006-1 pag 16)

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