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Categoria: Cultura italiana a Monaco
Pubblicato Sabato, 09 Marzo 2013 15:37

Specchio dell’anima: il respiro delle immagini

Präsentation der Ausstellung von Enzo Arduini und Renee Fabbiocchi im Italienischen Kulturinstitut, München

 Karl H. Prestele, storico dell'arte monacense, presenta la mostra di Enzo Arduini e Renee Fabbiocchi presso l'Istituto Italiano di Cultura. La mostra sarà aperta fino al 27 giugno.

 Karl H. Prestele (Kunsthistoriker, München)Monaco, Istituto di Cultura, 7 marzo 2013. Renee Fabbiocchi e Enzo Arduini (Foto: INTERVenti)

 München, 7. März 2013.
(…)  Ich beginne mit Enzo Arduini und seiner größten Skulptur hier, dem „Torso“ von 2012, der dort im Eingangsraum steht. Die Materialien sind Keramik, echtes Gold und Kobaltblau; letzteres ist nötig, damit Gold auf der Keramik haftet, und es verfärbt sich beim Brennen schwarz. Enzo Arduini meint, diese Arbeit könnte auch „Feld“ heißen, denn ein Feld und ein Torso sind für ihn insofern dasselbe, als beides eine Art Rohmaterial darstellt, aus dem dann durch menschliches Handeln etwas Anderes entsteht – eben eine Menschenfigur oder Feldfrüchte.

Der Torso hat menschliche Proportionen, aber an ein Feld erinnern seine bräunliche Färbung und die Schrunden und Furchen wie Ackerkrumen, die sich an seiner Oberfläche auftun. Wer diese Skulptur länger betrachtet, vermag darin vielleicht auch die Formen und Silhouetten von einzelnen Menschen oder in Gruppen zu erkennen.

Ich habe dabei an ein großes künstlerisches Vorbild denken müssen, an Michelangelos berühmte „Sklaven“-Figuren, die noch in der Materie gefangen, an sie gebunden sind und sich mühsam aus ihr zu befreien suchen. Auch die Menschen hier in Arduinis Skulpturen sind in die Materie eingebunden, die sie umgibt. Vielleicht wollen sie sich auch gar nicht von ihr trennen, weil sie mit ihr eine Einheit bilden. Mir ist dazu auch der Schöpfungsmythos von der Erschaffung des Menschen in der Bibel eingefallen, in dem es heißt, Gott habe den Menschen aus Lehm geformt und geschaffen. Und noch ein Gedanke dazu: Gold und Lehm bzw. Erde sind ja das kostbarsten und das alltäglichste Material – und erst wenn beides miteinander verschmilzt, das Wertvollste und das Banalste, entsteht Kultur, entsteht Kunst, und, wenn man so will, im übertragenen Sinn auch der Mensch!

Die zweite Skulptur im ersten Raum ist aus Keramik und heißt „Nel Bosco“ (Im Wald). Wir sehen auf einer Art stilisiertem Baumstumpf wieder Reliefs von Menschen, die sich zwischen den Stämmen zu bewegen scheinen. Die Risse und Spalten darauf deuten nicht nur die Baumoberfläche an, sondern symbolisieren auch die Effekte von Licht und Schatten im Wald. Angeregt zu dieser Skulptur wurde Enzo Arduini durch die Begegnung mit einem Ehepaar, das seit 20 Jahren in einem Wald in der Toskana lebt („Wir fühlen uns dort sicher!“) Arduini geht es hier also um die harmonische Verbindung von Mensch und Natur – die in letzterer aber auch immer ihre Spuren hinterlässt. Beständig muss die Natur die Eingriffe des Menschen in sie erdulden und verkraften – darauf verweisen die Querrillen im Baumstumpf.

Im zweiten Raum gleich nebenan fällt als erstes die Skulptur „Il Viaggio“ (Die Reise) auf. Die mit Porzellan überzogene Keramik hat die Form eines Bootes und spielt damit auf das in der Kunst sehr alte Thema des menschlichen Lebens als einer Reise an, die man entweder zu sich selbst, zusammen mit anderen oder um neue Erfahrungen zu sammeln unternehmen kann. So wie jede Reise ihre Spuren beim Betreffenden hinterlässt, so finden sich auch hier an der Oberfläche die Spuren von menschlichen Eingriffen, von Kultur und Zivilisation, vom archaischen Erbe der Menschheit.

Mich erinnert die Form dieser Skulptur auch an einen riesigen Blütenkelch – und damit an das Wachstum allen Lebens. Der Kelch der Blüte sieht aus wie ein leeres Gefäß, das mit den Erfahrungen des menschlichen Daseins gefüllt werden kann oder soll. Wahre Entwicklung, das deutet die Farbe Blau im Inneren an, findet nur dann statt, wenn mit ihr eine Entwicklung des Geistes – und nicht nur der Materie - einhergeht. Denn seit der deutschen Romantik gilt Blau als Farbe des Geistes, der geistigen Sphäre. Das wäre dann hier als eine geistige Reise zu verstehen, auf die sich jeder Mensch in seinem Leben ebenfalls einstellen sollte

Zu seiner Skulptur „L’unicorno“ (Einhorn) im gleichen Raum und ebenfalls eine mit Porzellan überzogene Keramik, hat mir Enzo Arduini eine schöne Geschichte erzählt. Der Mythos vom Einhorn als pferdeähnlichem Wesen mit einem gedrehten Horn, das ihm mitten aus der Stirn wächst, ist erst im 17. Jahrhundert entstanden. Er hat seinen Ursprung im gleich aussehenden Zahn eines Narwals, der diesem gelegentlich ausgefallen ist und den die Menschen dann als wundersamen Gegenstand am Strand gefunden haben. Alle Mythen, Legenden und Geschichten entspringen also im Geist und Kopf des Menschen – blaue Farbe! – und deshalb wächst das Einhorn hier in dieser Skulptur aus dem Kopf eines Menschen und nicht eines Pferdes!

 Die letzte Skulptur von Enzo Arduini, die ich hier erwähnen und gleichzeitig zu den Werken von Renee Fabbiocchi überleiten will, heißt „Arciere“ (Bogenschießen) und ist aus Bronze. Eine menschliche Gestalt in einem langen, archaisch aussehenden Gewand steht noch in Schießhaltung da, wir sehen aber nur den Bogen, der größer ist als sie und ihr von den Füßen bis über den Kopf reicht. Es fehlen aber die Sehne am Bogen und der Pfeil, den sie bereits abgeschossen hat, denn die Finger der rechten Hand an ihrem Gesicht sind schon gelockert. Ihre Augen hat sie zu Schlitzen zusammengezogen, damit sie alles Nebensächliche ausblenden und sich auf das Wesentliches konzentrieren konnte. Diese Augen wirken wie geschlossen und meinen vermutlich ein mehr inneres als äußeres Sehen – die Schau nach innen.

Wer bei dieser Skulptur genauer hinschaut, wird erkennen, dass ihre Proportionen nicht ganz stimmen; so ist z. B. der rechte Arm fast doppelt so lang wie der linke. Auch am Rücken fehlt ihr ein Stück, so dass man ihr wie mit dem Seziermesser freigelegtes Rückgrat sieht und wir die Körperspannung wahrnehmen können, die sie beim Bogenschießen braucht. Diese Skulptur ist also unvollkommen – und doch ist sie „perfekt“, weil sie eine harmonische Einheit bildet, auch wenn Teile von ihr fehlen. „Die fehlende Bogensehne braucht man nicht“, meint Enzo Arduini dazu. „Wenn du sie sehen willst, dann seihst du sie auch!“

Womit wir jetzt bei der menschlichen Wahrnehmung wären. Dazu habe ich neulich einen Satz gelesen, der hervorragend dazu passt! Er lautet: „Wir glauben nicht, was wir sehen, sondern wir sehen, was wir glauben!“ Mit anderen Worten: Wir nehmen nur das wahr, was wir wahrnehmen wollen. Das gilt nicht nur ganz allgemein in unserem täglichen Leben, sondern speziell auch für die Kunst und ihre Werke.

(Auf Wünsch von Renee Fabbiocchi wurde den Teil des Artikels, der sie betrifft, bedauernd, geschnitten - die Redaktion)

INTERVIEW RADIO LORA 1 Marzo

 

 

 

 

 

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