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Interview an Sylvie Michel

Die Regisseurin des Filmes "Die feinen Unterschiede" berichtet über ihr Erstlingswerk

Il film Die Feinen Unterschiede, presentato al Filmfestival di Monaco il 4 luglio scorso, è il l’opera prima di Sylvie Michel, regista francese che vive a Berlino. La tematica da lei trattata con sensibilità e attenta osservazione psicologica mette in rilievo il dramma di mondi sociali e culturali in un epoca contemporanea, divisi dalla profonda incapacità di dialogo. È la storia di un medico di successo che ha un figlio unico con il quale ha un rapporto occasionale. La sua donna delle pulizie ha anche una figlia, con la quale però ha un rapporto completamente diverso, molto attento, spesso ansioso, e possessivo. Le vite dei giovani e dei due genitori, così diversi e così lontani sotto ogni punto di vista, si incontrano e si scontrano nei loro equilibri disorientati, per lasciare spazio ad un finale fitto di riflessioni.

M.Cristina Picciolinialt

München, 11. August 2012.
INTERVenti (IV): Welche Ausbildung hast Du absolviert und was bedeutet die Arbeit an diesem Film für Dich?

Sylvie Michel (SM): Für mich hat sich damit ein Traum erfüllt, denn ich wollte immer Filme machen. Als Kind habe ich gern die anderen Kinder unterhalten und habe Theaterstücke für Schulklassen inszeniert. Als Jugendliche wollte ich reisen und andere Arten zu leben kennen lernen.

Und so kam ich nach Berlin, einfach weil ich gehört hatte, dass es für junge Leute dort „cool“ sei. Ich lernte ein Menge Künstler kennen und bald fing ich an, beim Film zu arbeiten. Parallel drehte ich einen Kurzfilm, der auf den Internationalen Filmfestspielen lief. Aber man kann nicht von der Arbeit an Kurzfilmen leben... Mit dem Mauerfall gab es die Möglichkeiten für Koproduktionen unter anderem mit den Filmstudios in Babelsberg. Investoren kamen aus verschiedenen Ländern und da war der Bedarf nach mehrsprachigen Filmassistenten einfach da. Dadurch konnte ich verschiedene Jobs in der Filmbranche ausüben. Ich habe einfach alles gemacht, Produktionsassistentin, Kostümassistentin, Regieassistentin… Zuletzt gelang es mir immer mehr als Script Continuity, also in der Dokumentation von Filmproduktionen, zu arbeiten. Ich konnte nah mit Regisseuren zusammenarbeiten und dadurch mehr von deren Knowhow mitkriegen. So kam ich nach Los Angeles, dort hatte ich das Glück mit großartigen Regisseuren und Schauspielern zu arbeiten. Der Gedanke, meinen eigenen Spielfilm zu drehen, war immer da – und so schrieb ich ein paar Drehbücher. Ich bekam zwar gutes Feedback für die Bücher, aber kein Geld, um sie zu verfilmen. Über meine Produzenten kam ich in Berlin in Kontakt mit Razvan Radulescu und Melissa de Raaf. Zusammen fingen wir an, an „Die Feinen Unterschiede“ zu arbeiten. Als das Drehbuch fertig war, hofften wir sehr darauf, Geldgeber zu finden. Und so castete ich beide Hauptdarsteller und wir begannen sofort zu proben, um vorbereitet zu sein, sobald wir in finanzieller Hinsicht grünes Licht bekamen. Jedoch für die Fernsehsender war das Projekt nicht attraktiv oder zu riskant: ein Erstlingsfilm, viele Dialoge, kein Actionfilm. Außerdem war mein autodidaktischer Weg, keine Filmschule besucht zu haben, nicht überzeugend genug. Also war nach vielen Gesprächen, Auseinandersetzungen und falschen Hoffnungen endgültig klar, dass mein Filmprojekt aufgrund mangelnder Finanzen scheitern wird. Aber dann passierte etwas Magisches: Das Team, unter anderem Mario Masini, der Kameramann, und die Schauspieler motivierten mich, das Projekt trotzdem durchzuziehen – unter dem Motto „Scheiß auf das Geld...“ Da der Film minimalistisch genug war – wenig verschiedene Drehorte, wenig Schauspieler – konnte man es mit einem kleinen Team drehen. Also entschieden wir uns, gemeinsam den Film mit dem wenigen Geld zu machen, das wir hatten. Zu der Frage, was der Film für mich bedeutet: Das Projekt ist dadurch schon ein Erfolg, dass wir es überhaupt geschafft haben und schon soweit damit gekommen sind. Gute Presse. Gute Festivals... Es hat sich gelohnt!

 

 

IV: Ihr habt 80 Filmminuten in nur knapp 18 Tagen gedreht. Was hat diese enorme Effizienz ermöglicht?

SM: Kommunikation. Durch die Proben mit den Hauptdarstellern (sechs Monate vorher) hat man sich kennen gelernt und vor allem gelernt, miteinander umzugehen, ohne Tabu. Diese Proben waren besonders wichtig, denn am Set wusste ich, dass es (leider) keine Zeit für Experimente oder Diskussionen geben wird.
Auch wichtig war es, mit dem Team über das Drehbuch und den Film zu sprechen. Damit jeder wusste, wovon den Film handelte, organisierte ich ein paar Mal Drehbuchlesungen, so dass jeder Bescheid wusste, worum es im Film geht.
Zum Zeitpunkt der Dreharbeit wussten wir dann genau, was wir machen mussten, um das Pensum eines Tages zu bewältigen (das waren manchmal fünf Drehbuchseiten). Dieser schnelle Rhythmus ließ uns konzentriert bei der Sache zu bleiben. Wir waren nie abgelenkt. Das Ganze war nur machbar, weil ich ein motiviertes Team hatte. Die Tatsache, mit Mario Masini einen top Kameramann zu haben, erlaubte mir viele Freiheiten. Wir wollten uns von den natürlichen Gegebenheiten, wie mangelndes Tageslicht nicht bremsen lassen und waren uns einig, wenn die schauspielerische Leistung gut ist, einfach weiterzudrehen… Auch in der Organisation hatten wir es uns leicht gemacht, eben durch wenige Drehorte, wenige Komparsen...
Aber genau das war auch die Herausforderung, es zu schaffen. Der Film hat sicherlich dadurch Schwächen, aber er hat auch genau deswegen Stärken. Und darum ging es für mich, ich sehe immer wieder „ehrliche Stellen“ im Film.

 

IV: Wodurch entstand die Idee, ein solch aktuelles Thema aufzugreifen, das emotional schwierig zu bewältigen ist? Was hat Dir dabei geholfen und was hat Dich inspiriert?

SM: Mit den Autoren Razvan Radulescu und Melissa de Raaf diskutierten wir viel über das Thema „Elternschaft“. Die Inspiration konnten wir in unseren eigenen Erfahrungen als Eltern finden. Wir haben uns gefragt, was ist denn daran so schwer? In dem Moment, in dem man erfährt, dass man ein Kind bekommt, denkt man automatisch über Erziehung nach. Nicht nur wie man ein Kind erzieht, sondern auch darüber, wie man selbst erzogen wurde. Man denkt über seine eigene Kindheit nach... Was ist richtig, was ist falsch gelaufen. Man kann als frischgebackene Eltern aber auch cool bleiben, bis eines Tages irgendeine Schwierigkeit auf uns zukommt – etwas läuft nicht wie erwartet – das muss nicht unbedingt etwas Schlimmes sein, irgendein Detail, ein Schulproblem oder so – was in uns eine Serie von Emotionen auslöst, die man nicht kontrollieren kann. Und plötzlich zweifelt man, ob das, was man für richtig gehalten hat, doch falsch ist. Und egal, woher man kommt, als Eltern will man das Beste für sein Kind und was das Beste ist, ist gerade die Frage. Von Generation zu Generation werden Erziehungsmethoden ständig diskutiert.
In unserer Gesellschaft, in der Kontrolle eine wesentliche Rolle spielt, spiegelt sich das in der Erziehung wieder. Auch Handys etwa sind ein Art Werkzeug, unsere Kinder zu kontrollieren: Nämlich wo sie gerade sind… Irgendwo habe ich gelesen, dass früher der Übergang vom Kind zum Erwachsenen, die Teenagerzeit, gefeiert wurde als etwas Wunderbares. Heutzutage, in unserer Gesellschaft, wird es eher als eine schwierige Passage gesehen, sowohl für Eltern als auch für die Teenies. Es ist wohl so, dass Teenager und Erwachsene sich nicht verstehen können und selbstverständlich eine schwere Zeit miteinander haben werden. Meine Putzfrau sagte einmal zu mir: „kleine Kinder – kleine Probleme, große Kinder – große Probleme!“ Im Film fragt eine Moderatorin einen Arzt: Und sie helfen denen, die keine Kinder bekommen können? Man muss sich fragen, warum Frauen keine Kinder mehr bekommen wollen, in einer Zeit, in der das für sie einfacher wäre? Und die Frage ist tatsächlich, warum helfen wir nicht den Eltern? Warum werden sie so oft allein gelassen? Da denke ich an den Satz von Hillary Clinton: „It takes a village to raise a child...”

 

IV: Was hat es für Dich bedeutet, mit einem mehrsprachigen Team zu arbeiten? Wie lautet das Geheimnis für eine gelungene Kommunikation bis zum Schluss mit allen Beteiligten?

SM: Als Französin in Berlin und mit einem Griechen zusammenlebend ist es eigentlich für mich alltäglich, mit verschiedenen Sprachen zu leben... sicherlich ist es wichtig, Sprachen zu beherrschen, weil auch die Kultur des Landes damit verbunden ist, aber eins habe ich gelernt: Kommunikation muss auch funktionieren ohne die Sprache dafür zu verwenden. Der Film beweist das. Wir haben alle gut zusammengearbeitet, Rumänen, Italiener, Portugiesen, Polen, Bulgaren, Deutsche, Franzosen und irgendwie kamen wir ans Ziel…

 

IV: Beim Filmfestival hast du gesagt, wie schön es für Dich war, einen erfahrenen und gleichzeitig einen so ruhigen und lebhaften Kameramann wie den Italiener Mario Masini an Deiner Seite zu haben. Welches Verhältnis entsteht zwischen Regisseur und Kameramann bei der gemeinsamen Arbeit?

SM: Über Mario sollte man am besten einen Dokumentarfilm machen. Er ist der entspannteste Kameramann, den ich kenne, und gleichzeitig sehr konzentriert und kreativ. Er ist wie ein Marathonläufer, der nie müde wird. Es macht die Arbeit angenehm und schön, ohne Stress, was Raum für Kreativität schafft und besonders wichtig war, bei unserem schnellen Rhythmus.
Mario sieht alles und spielt mit allem... er hat Regieerfahrung und kann mit Schauspielern einfach wunderbar umgehen. Seine Flexibilität erlaubte mir und den Schauspielern, die Kamera und die Technik zu vergessen... Es schien alles ganz einfach. Und was für eine Freude, ihn jeden Tag zu sehen. Er ist immer gut gelaunt! Ich möchte meine Filme am liebsten immer mit ihm machen.

 

IV: Was ist dein Fazit nach Abschluss des Films?

SM: Ich möchte auf jeden Fall wieder einen Film machen, am besten mit dem gleichen Team und den gleichen Schauspielern. Sicherlich gibt es viele Punkte, die ich verbessern möchte. Aber so oder so, Perfektion gibt es nie. Und natürlich stehe ich zu dem Film, der trotz seiner Fehler konsequent erzählt.

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