Helmut Stierstorfer
In einem der Laubengänge rund um die Piazza, die auch ansonsten häufig Schauplatz einzelner Filmssequenzen waren, findet sich die riesige Glocke aus Pappmaché, die Peppone im Film „Monsignore Don Camillo“ in einer Szene unter sich begrub.
Die kleine Kapelle, die in eben diesem Film für den Neubau des Hauses des Volkes abgerissen werden soll, ist am Ortsrand auch noch zu sehen.
Das Wohnhaus von Peppone und das von Don Camillo finden sich außerdem während des Spaziergangs durch die Straßen der Stadt.
Unter einer der Arkaden sieht man noch das Büro der Filmgesellschaft „Amato - Rizzoli“, in dem Komparsen und Helfer für die Filme aus Brescello angeworben wurden. Die entsprechende originale Beschriftung über dem Eingang wurde vor kurzem wieder freigelegt. Für den Ort muss die Produktion dieser Filme, die ja mit Unterbrechungen von Anfang der Fünfziger bis Anfang der Siebziger Jahre ging, ein wichtiger Wirtschaftsfaktor gewesen sein. Auch heute erkennt man, dass Brescello mit diesen Pfunden wuchert und vor allem deutsche, österreichische und französische Touristen anzieht.
In einer Seitenkapelle in der Kirche direkt links neben dem Eingang findet sich auch das bekannte Kreuz mit dem sprechenden Christus, der Küster sieht es aber nicht so gern, wenn man es nur als Filmrequisite betrachtet, auch fotografieren ist nicht erwünscht.
Im Museum, das die Geschichte der Don Camillo und Peppone Bücher und Filme beleuchtet, sind weitere Objekte aus den Filmen ausgestellt, wie die Moto Guzzi mit Seitenwagen von Peppone, diverse Fahrräder, Gewehre und vieles mehr.
Die Lebensgeschichte des Autors Giovanni Guareschi wird beschrieben, auch über manche Kuriosität wird dabei berichtet. Zum Beispiel kann man erfahren, dass ursprünglich Guareschi selbst den Peppone in den Filmen spielen sollte, dann aber doch der Profi-Schauspieler Gino Cervi dafür ausgewählt wurde.
Es finden sich außerdem eine Menge von Fotos und Filmplakaten und die wichtigsten Darsteller der Filme werden jeweils kurz einzeln präsentiert.
Mir war auch nicht bekannt, dass das Drehen eines sechsten Films („Don Camillo e i giovani d’oggi“) noch Anfang der Siebziger Jahre begonnen wurde, allerdings aufgrund des frühzeitigen Todes von Fernandel nicht fertiggestellt werden konnte. Die Fragmente dieses Films sind verschollen.
Im Museumsshop kann man auch eine Vielzahl von Souvenirs erstehen, wie zum Beispiel ein paar Flaschen des „Don Camillo Lambrusco“.
Vor dem Museum steht der originale amerikanische M26 Kampfpanzer, der im Film „Genosse Don Camillo“ eine Rolle spielt. Kenner dieses Films kommt auch das Gebäude selbst, in dem das Museum untergebracht ist, sofort bekannt vor, weil dieses erscheint in dem Film, mit ein paar kleineren Anbauten, als sowjetische Kolchose.
Die Außenaufnahmen zu den Don Camillo Filmen fanden also fast komplett in Brescello und Umgebung (das heißt auch in den Nachbarorten Boretto und Gualtieri, sowie am nahe dem Ort vorbeifließenden Po) statt. Die meisten Innenraum-Szenen wurden im Filmstudio von Cinecittá in Rom gedreht. Während des Spaziergangs durch diese Orte fühlten wir uns fast in die Filme hineinversetzt und erwarteten fast, dass eine Filmfigur oder ein Fahrzeug von vor fünfzig Jahren jetzt gleich um die Ecke biegen müsste. An manchen Stellen glaubten wir auch einzelne Schauplätze wieder zu erkennen, auch wenn diese nicht ausgeschildert waren.
Für Freunde und Kenner der Don Camillo und Peppone Filme ist ein Besuch in Brescello also absolut empfehlenswert, weil man dabei ein Stück Filmgeschichte kennen lernt und auch einen Eindruck über einen wichtigen Abschnitt der politischen und sozialen Entwicklung Italiens nach dem Krieg bekommen kann.
(2008-4 pag 20)