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Categoria: Artisti dall'Italia
Pubblicato Mercoledì, 08 Dicembre 2010 13:10

Impossible Venice

Interview mit der Dokumentarfilmerin Anny Carraro

L’immagine della “Serenissima”, mostrata attraverso gli occhi di diverse persone ed artisti è la principale prospettiva che contraddistingue la produzione di Anny Carraro, documentarista indipendente. Nata a Mirano, in provincia di Venezia, l’autrice mostra la sua città nei suoi mille aspetti e infinite sfaccettature... Accanto al suo lavoro in qualità di traduttrice ed interprete, gira e produce film documentari che hanno come tema principale proprio la Serenissima. Dopo la maturità conseguita a Venezia, Anny vive e studia in diversi paesi europei, per poi stabilirsi definitivamente a Monaco di Baviera, facendo la pendolare tra il capoluogo bavarese e la sua amata Venezia. La 67esima edizione del Festival di Venezia la vedrà protagonista con una co-produzione USA-Italia sulla vita del poeta russo Josef Brodsky, premio Nobel nel 1987. È possibile scaricare alcuni trailer dei film che la regista ha girato e prodotto a partire dal 2002. (www.italiandoc.it/films/1185.htm).

Sylvia Kroupa

INTERVenti (IV): Woher aus Italien kommst Du genau und welches Bild würdest du von deinem familiären und kulturellen Background zeichnen?
Anny Carraro (AC): Ich stamme aus Venedig, aus der gleichnamigen Provinz vom Festland; ich bin in Venedig aufgewachsen und dort bis zum Abitur in die Schule gegangen. Danach begab ich mich auf die Reise durch Europa. Ich habe in England, Frankreich und Deutschland studiert. In Deutschland habe ich dann auch geheiratet und in München wurde meine Tochter geboren. Sie ist inzwischen erwachsen.

IV: Du nennst dich ja Anny mit Vornamen. Ist dies dein Künstlername?
AC: Mein echter Name ist eigentlich Annamaria, aber ich wurde in der Familie schon immer Annì genannt und darum ist Annì auch zu meinem Künstlername geworden.

IV: Wann und warum bist Du nach Deutschland gekommen?


AC: Also es kommt mir so vor, als sei ich schon seit ewigen Zeiten in Deutschland, denn ich fühle mich hier genauso zu Hause wie in Venedig. Der Hauptgrund, weshalb ich nach Deutschland, und zwar nach Wiesbaden kam, war die Liebe. Ich folgte meinen zukünftigen Ehemann, der in Wiesbaden lebte und studierte. Später hat es mich – glücklicherweise– nach  seitdem fühle ich mich hier heimisch.

IV: Du hast ja als Dolmetscherin und Übersetzerin gearbeitet. Zum Dokumentarfilm kamst Du erst sehr viel später? Was war der Auslöser dafür?
AC: Ich habe in München an der Uni studiert und eine Übersetzer- und Dolmetscherausbildung absolviert. Diesen Beruf übe ich noch heute mit Leidenschaft aus. Zum Filmen bin ich eigentlich auch durch das Übersetzen und Dolmetschen gekommen. Ich besuchte einen Masterkurs an der Universität von Forlì (in der Nähe von Bologna), der das Dolmetschen und Übersetzen für Medien zum Inhalt hatte. Nach dem Masterstudium war ich so neugierig, dass ich eine weitere Ausbildung im Bereich Regie und Filmproduktion abgeschlossen habe. Seitdem drehe und produziere ich aktiv Dokumentarfilme.

IV: Deine Dokumentarfilme sind unter dem Begriff von Kunst/Kultur und Venedig entstanden. Gibt es auch andere Themen, die Du als Grundlage verwendet hast?
AC: Im Grunde genommen sind meine Themen hauptsächlich mit Kunst und Kultur verbunden und vor allem immer im Zusammenhang mit der Stadt Venedig. Wann immer es einen Bezug zu dieser unerschöpflichen Stadt gibt, versuche ich ihn aufzugreifen.

IV: Sind einige Deiner Filme Auftragsarbeiten oder hast Du Dir die Themen alle selber ausgesucht?


AC: Die meisten Filme behandeln Themen, die ich mir selbst ausgesucht habe, die mich gereizt und interessiert haben. Ungefähr fünf Filme, die ich produziert habe, sind als Auftragsarbeiten entstanden. Die jüngste Auftragsarbeit ist der Film über die Ankunft von Konfuzius in Venedig aus dem Jahr 2009, den ich im Auftrag der Universität von Venedig gedreht habe. Auch die Filme „Eti-Etik Nahor - Home“, der nach Israel verkauft wurde, sowie „Ursula Huber - Teste“, „Viscuso - Twin Towers“ und „Ricarda Peters - Beyond Polarity“ aus dem Jahr 2004 sind Auftragsarbeiten gewesen.


IV: Welche Doku würdest du als Deinen Lieblingsfilm bezeichnen und auf welche bist Du besonders stolz?
AC: Besonders stolz bin ich auf den Kurzdokumentarfilm „Impossible Venice“, für den ich auch internationale Auszeichnungen erhalten habe. Der Film dauert nur 16 Minuten, hat mich aber wahnsinnig viel Arbeit und kreative Energie gekostet. Das Ergebnis hat mich dann besonders glücklich gemacht. Der Inhalt des Films ist schwer zu beschreiben, da er keine narrative Form hat, sondern sich aus der Aneinanderreihung der Bilder des Malers Ludovico De Luigi und der Hintergrundmusik von Olga Neuwirth ergibt. Diese Komponistin dachte ich entdeckt zu haben, musste dann aber feststellen, dass sie als Komponistin elektronischer Musik weltweit sehr berühmt ist. Ich habe sie persönlich kennengelernt und war fasziniert von ihrer Musik. Ich hatte nämlich sehr lange nach den passenden Klängen für die Bilder des Malers Ludovico De Luigi gesucht und in der Musik von Olga die kongeniale, passende Komposition gefunden. Der Film zeigt die
Stadt Venedig, gesehen mit den Augen dieses vielleicht letzten großen und visionären venezianischen Malers De Luigi.


IV: Im Aufzeigen verschiedener geschichtlicher Epochen und dem Wandern zwischen den Epochen, wie es etwa die Bankangestellte Karin macht, die jedes Jahr am Venezianischen Karneval als Dame des 18. Jahrhunderts teilnimmt, oder auch die Bildinhalte in den Werken des Malers Ludovico De Luigi, scheine ich einen Hauch von Larmoyanz zu bemerken. Ist dies eine Eigenart in der Mentalität der Venezianer, die Du zum Ausdruck bringen wolltest?
AC: Das weiß ich selbst nicht genau. Im Grunde genommen verfolge ich diese Gestalten, weil ich sie als besonders interessante Personen oder Künstler empfinde. Für mich ist es interessant, durch deren Augen ein Venedig zu erleben. Denn es gibt so unendlich viele Facetten dieser Stadt und es reizt mich immer wieder diese aus der Sicht der verschiedenen Protagonisten meiner Filme zu zeigen.


IV: Dein Film „Viscuso Twin Towers“ ist sehr beeindruckend. Wie ist dieser Film entstanden?

AC: Er entstand als Auftragsarbeit für die Marketinggesellschaft des Künstlers anlässlich einer großen Freiluftveranstaltung im Jahr 2004, an welcher viele Künstler zur Zeit der Filmfestspiele Venedigs ihre Werke ausgestellt haben. Der Künstler Viscuso ist sehr vielseitig. Er arbeitet als Bildhauer, Maler und Musiker und hat eine faszinierende Persönlichkeit. Er hat am Strand vor dem Hotel Excelsior am Lido von Venedig die Twin Towers aus Plexiglas aufgestellt. Sie sind als seine Liebesbotschaft von Kunst und Schönheit und als seine Antwort auf das schreckliche Ereignis, die Zerstörung der Twin Towers in New York, zu sehen.


IV: Kannst du ein bisschen was zu deiner jüngsten Doku über den Literaturnobelpreisträger Joseph

Brodsky erzählen, der demnächst auf dem Internationalen Filmfestival in Venedig vorgestellt werden soll? Joseph Brodsky wäre heuer 70 Jahre alt geworden.
AC: Ich kann diesen Film nicht als meinen eigenen Dokumentarfilm bezeichnen, da es sich um eine Co- Produktion handelt und ich die Co- Autorin bin. Die Hauptautorin ist eine amerikanische Kollegin, Jan Andrews, die ich seit vielen Jahren kenne. Ich habe die venezianische Seite der Doku übernommen und sie hat den Hauptteil gedreht. Auch die Synchronisation der italienischen Version habe ich fertig gestellt. Zurzeit wird an einer russischen Version gearbeitet.


IV: Ähnlich wie Joseph Brodsky bist Du ebenso eine Wanderin zwischen zwei Welten. Brodsky verbrachte die Winter in Venedig und die Sommer in New York. Du hingegen pendelst zwischen Venedig und München. Welche Vorzüge daran genießt du besonders?
AC: Ich glaube, ich genieße alle Vorzüge, die man sich nur ausdenken kann. Für mich ist es eine große Bereicherung, dieses Pendlerleben zu führen. Es passt sehr gut zu meinem Charakter und meiner Persönlichkeit und ich könnte nicht mehr darauf verzichten, mich in den beiden Kulturen zu bewegen und zu Hause zu fühlen. Dies übrigens im Gegensatz zu Brodsky, denn er hat nie Italienisch gelernt, aus welchen Gründen auch immer. Er sprach sehr gut Englisch, denn er hat all seine Prosa auf Englisch geschrieben. Ich versuche immer zu verstehen, warum Brodsky nie Italienisch gelernt hat, bin aber bis dato nicht dahinter gekommen. Aus sprachlicher Sicht betrachtet war Brodsky in Italien immer ein Fremder.


IV: Der Titel des Films über Brodsky „In the Prison of Latitudes“ bezieht sich natürlich in erster Linie darauf, dass Brodsky verhaftet und nach Sibirien ausgewiesen wurde. In einem weiteren Sinn könnte man den Titel aber auch so interpretieren, dass jeder ein Gefangener in seinem eigenen Selbst ist, das heißt, nur schwer über den eigenen Schatten springt. Wie siehst Du das? Kann man nicht jederzeit die Fesseln seines Schicksals sprengen?


AC: Dieser Titel ist ein Zitat aus dem Werk von Brodsky und ein Verweis auf seine Gefangenschaft in Sibirien. Er hat sich immer als Gefangener gefühlt, die ganze Zeit, schon als er bei seinen Eltern in Leningrad lebte, später natürlich in der Gefangenschaft in Sibirien und auch, als er in die freie Welt nach Amerika kam. Brodsky hatte immer dieses Gefangenschaftsgefühl. Bei mir ist es total anders, ich kann jederzeit über meinen eigenen Schatten springen, vielleicht dank dieser Erfahrung, die ich in meinem Leben gemacht habe, die mich immer wieder belebt und bereichert.

IV: Wie würdest Du die Mission in Deinem filmischen Schaffen definieren oder welche Mission verfolgst Du?
AC: Ich weiß nicht, ob ich wirklich mit Absicht eine Mission verfolge. Ich möchte den Menschen Kunst und Kultur in dem Sinn vermitteln, dass ich keine Antworten gebe, sondern Fragen aufwerfe. Ich möchte etwas zeigen und meistens sagt man mir, dass meine Dokumentarfilme vielschichtig sind, so dass jeder eine eigene Antwort finden kann. Ich möchte keine aufgezwungenen Meinungen zu meinen Themen abgeben, sondern die Antworten offen lassen. Das wird nicht immer geschätzt.

(2010-3 pag 28)

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